Veränderte Präferenzen, neue Schwerpunkte, erweiterte Möglichkeiten: Angesichts dessen hat ESG auf den öffentlichen Märkten an Bedeutung gewonnen – die Regulierung verstärkt dies noch. Auch an den Privatmärkten macht sich diese Dynamik bemerkbar. Allerdings ist die Entwicklung von ESG dort weniger weit fortgeschritten, besonders hinsichtlich der Datentransparenz. Wie können Anleger in diesem komplexen Umfeld real messbare Nachhaltigkeitsergebnisse erzielen?

Fakt ist: ESG-Strategien haben an den Privatmärkten bislang noch keine Rekordzuflüsse angezogen, doch die Anzeichen für eine Veränderung mehren sich. Das verwaltete Vermögen (AUM) der ESG-Produkte hat sich zwischen 2017 und 2020 verdoppelt. Nach einer Prognose von PwC könnte ihr Gesamtvolumen im Jahr 2025 bei 776 Milliarden bis 1,2 Billionen EUR liegen. Damit würden ESG-Strategien 27 % bis 42 % des gesamten privaten Sektors ausmachen.

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Wie in den öffentlichen Märkten kann nachhaltiges Investieren an Privatmärkten das Potenzial haben, Portfolios widerstandsfähiger zu machen. Bei bestimmten Anlageklassen – wie etwa Immobilien – kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Die Nichtbeachtung von ESG-Faktoren könnte das Risiko erhöhen, dass Vermögenswerte veralten und an Wert verlieren.

Wie lassen sich vor diesem Hintergrund die Ergebnisse an Privatmärkten optimieren? Dazu müssen Anleger im Entscheidungsprozess einige wichtige Unterschiede zu öffentlichen Märkten im Blick behalten.

Der erste Unterschied betrifft die Informationslage. Nicht-börsennotierte Unternehmen müssen in der Regel weniger Offenlegungspflichten genügen; die direkte Beteiligung ist daher oft eine wichtige Quelle für die Datenbeschaffung. Dies könnte sich jedoch ändern: Eine jüngst veröffentlichte Publikation der European Leveraged Finance Association (ELFA) soll privaten Emittenten helfen, die SFDR-Anforderungen zu erfüllen. Zudem orientieren sich private Unternehmen in zunehmendem Maße an Best Practices aus den öffentlichen Märkten.

Ein zweiter Unterschied zu öffentlichen Märkten betrifft die Einflussmöglichkeiten. Bei börsennotierten Unternehmen können sich Investoren über das Stimmrecht Gehör verschaffen. Investitionen in private Vermögenswerte dagegen können häufiger zu größeren Eigentumsanteilen oder sogar Kontrollmöglichkeiten führen. Dies kann Investoren mehr Potenziale eröffnen, um auf Veränderungen hinzuwirken. Denken Sie beispielsweise an ein Investorenkonsortium, das direkt an einem Bürogebäude beteiligt ist. Ein solches Konsortium kann wahrscheinlich weitaus mehr ESG-Verbesserungen einfordern als ein Investor, der eine kleine Minderheitsbeteiligung an einem börsennotierten Immobilienfonds hält (Real Estate Investment Trust).

Ein dritter Aspekt am Privatmarkt sind die unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profile – etwa durch längere Haltedauern, zusätzliche Liquiditätsbeschränkungen und komplexere Ausstiegsstrategien. Dies macht ESG-Aspekte in der Einstiegsphase eher noch wichtiger: Denn diese werden sich typischerweise eher auf längere Sicht auf die Unternehmensleistung oder -bewertung auswirken.

Trotz dieser Unterschiede gibt es jedoch auch Erfahrungswerte, die aus den öffentlichen auf die Privatmärkte übertragbar sind. Das gilt beispielsweise für die Verfügbarkeit wesentlicher Daten; hier liegt eine der wichtigsten Hürden für die Anwendung der ESG-Methodik des öffentlichen Bereichs auf Privatmärkte.

Wie lassen sich bei diesem Punkt Anlageentscheidungen verbessern? Dazu beitragen kann ein strenger Prozess, um Firmendaten aus dem Privatmarkt mit ESG-Indikatoren von börsennotierten Unternehmen zu ergänzen – beispielsweise durch die hauseigenen Nachhaltigkeitsratings von Fidelity International oder durch ESG-Ratings von MSCI. Durch eine solche Kombination können Anleger Informationsvorteile erzielen, die bei der ausschließlichen Verwendung von Daten aus Privatmärkten nicht entstehen. Die Erkenntnisse, das Wissen, die Expertise und die Best Practices der öffentlichen Märkte können noch auf andere Weise wertvoll sein: Indem sie nicht-börsennotierten Unternehmen bei der Entwicklung ihrer ESG-Ausrichtung helfen.

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