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Klimawende und Anleihen: Den schlafenden Riesen wecken

Kris Atkinson & Sajiv Vaid

Kris Atkinson & Sajiv Vaid - Portfolio Manager

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Der globale Anleihemarkt ist größer als sein Aktienpendant. Und doch nutzen Anleger seine Macht, den Klimawandel zu beeinflussen, noch zu wenig. Zeit zu handeln: Gerade aktive Strategien können das enorme Nachhaltigkeitspotenzial von Anleihen aktivieren – und gezielt Kreditrisiken vermindern.

Hand auf‘s Herz: An was denken Sie, wenn sie die Möglichkeiten betrachten, mit investiertem Kapital Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen? Gerade, wenn es Ihnen darum geht, dem Klimawandel entgegenzuwirken und den Weg für eine Transformation der Wirtschaft zur Netto-Null-Emission von CO2 zu ebnen? In erster Linie kommen vielen Investoren zum Erreichen dieser Ziele Aktien in den Sinn. Denn hier gibt es die schon viel diskutierten Möglichkeiten, Aktienunternehmen zu nachhaltigerem Handeln zu bewegen: etwa durch gezieltes Engagement im Dialog mit den Unternehmensführungen oder durch ein entsprechendes Abstimmungsverhalten bei Aktionärsversammlungen.

Doch Anleihen können der bei weitem mächtigere Hebel der Einflussnahme auf Klimawandel und Klimawandelfolgen sein, da sie das für die Transformation benötigte zusätzliche Kapital den Unternehmen zuführen. Allerdings ist die Vermeidung von Ausfall- und Bonitätsrisiken, wie sie aus der Vernachlässigung von klimabezogenen Gefahren auf Unternehmensseite entstehen können, aus Anlegersicht essenziell. 

Weltweit prominentes Beispiel ist die Pacific Gas and Electric Company (PG&E). Es war im Januar 2019 der erste Insolvenzfall, der darauf beruhte, dass die Unternehmensleitung Klimarisiken zu wenig beachtet hatte. Dem Elektrizitätsunternehmen wurde vorgeworfen, die Stromnetze unzureichend gewartet und damit in den Jahren 2015 bis 2018 Waldbrände ausgelöst zu haben, die für immense Personen- und Vermögensschäden verantwortlich gemacht werden. Die Schadenersatzforderungen beliefen sich auf 30 Milliarden US-Dollar. Gerade in Zeiten, in denen Anleiherenditen nicht eben üppig sprudeln, sollten Anleger Risiken wie diese dringend vermeiden.

Globale Anleihemärkte: Schlafender Riese voller Anknüpfungspunkte

Die Möglichkeiten beim Anlegen in Anleihen positiv auf die Klimawende hinzuwirken, werden allgemein unterschätzt. Dabei macht allein der Blick auf die Größe des globalen Anleihemarktes im Vergleich zu den Aktienmärkten deutlich: Anleihen haben den größeren finanziellen Hebel. Nach Schätzungen der SIFMA (Securities Industry and Financial Markets Association) umfassten die globalen Anleihemärkte Ende 2020 einen Wert von rund 123,5 Billionen US-Dollar, verglichen mit dem Wert von 105,8 Billionen US-Dollar am Aktienmarkt. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Anleihen werden um ein Vielfaches häufiger begeben als Aktien an den Markt gebracht werden. Das bedeutet, dass Anleiheinvestoren in viel häufigerem direkten Kontakt zu den Unternehmen oder staatlichen Emittenten stehen, als das am Aktienmarkt der Fall ist. Dort ist der Anteil des Sekundärhandels bei weitem größer. Da Anleihen oft mit Vertragsklauseln ausgestattet sind, die auch gerade auf das Erreichen von klimabezogenen Zielen durch den Emittenten abheben, ergeben sich enorm viele Anknüpfungspunkte.

Anleiheemissionen stellen Aktienemissionen in den Schatten (in Billionen US-Dollar)

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Quelle: SIFMA, Juli 2022

Anleihen: In der Breite auf die Klimawende hinwirken

Anleger, denen die Klimawirkung ihres Portfolios auf die Breite der globalen CO2-Emittenten wichtig ist, sollten sich auch damit beschäftigen, wie sie ihren Einfluss erweitern können. Der Aktienmarkt bietet unter diesem Gesichtspunkt nur einen verengten Zugang zum globalen Wirtschaftsgeschehen und die dahinterstehende Unternehmenslandschaft. Denn klarerweise können Anleger mit Aktien nur auf börsennotierte Unternehmen Einfluss nehmen.

Die Rentenmärkte umfassen dagegen auch öffentliche Unternehmen und solche in privater Unternehmerhand. Dies ist gerade in Bezug auf den Klimawandel von großer Bedeutung, da nicht börsennotierte Unternehmen für deutlich mehr CO2-Emissionen verantwortlich sind als börsennotierte Unternehmen.

Börsennotierte Unternehmen sind für weniger als ein Viertel der globalen CO2-Emissionen verantwortlich

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Quelle: The Climate Accountability Institute, Dezember 2020.

Aktive Strategien: Größeres Potenzial für Klima und Anleger

Die Rentenmärkte bieten Anlegern grundsätzlich die Möglichkeit in Wertpapiere zu investieren, die zur Finanzierung bestimmter Projekte (z. B. grüne Anleihen, soziale Anleihen und Nachhaltigkeitsanleihen) bestimmt sind, oder sich über nachhaltigkeitsgebundene Anleihen an den Interessen der Kunden ausrichten. Doch man sollte sich vor Augen halten: Die jährliche Emission von Anleihen im Kontext fossiler Brennstoffe übertrifft trotz des schnellen Wachstums der Green Bonds immer noch die Emissionen von Green Bonds. Und obwohl Fortschritte bei der Transparenz auf dem Markt für grüne Anleihen zu verzeichnen sind, liefern die meisten an den Fremdkapitalmärkten gehandelten Anleihen immer noch wenig Informationen über ihre Umweltauswirkungen. Nur 10 % der globalen Anleiheemissionen im Jahr 2021 stellten eine spezifische Kennzeichnung ihrer ESG-Eigenschaften zur Verfügung.

Das überlässt Investoren weitgehend die Entscheidung, nach welchen Kriterien sie ihre Anleihen auswählen wollen. Das schematische Vorgehen typischer passiver Strategien kann hierbei entscheidende Nachteile bergen. Etwa wenn Anleger sich für ihre Investitionen numerisch definierte Klimaziele setzen. Dies wäre der Fall, wenn beispielsweise die CO2Emissionen des Portfolios jährlich um 5% sinken sollen. Dieses Ziel kann relativ einfach erreicht werden, indem einige Unternehmen oder ganze Branchen mit hohen Emissionen aus dem Anlageuniversum sukzessive ausgeschlossen werden. Einige passive Strategien wiederum basieren auf Indizes, die Unternehmen ausschließen, deren Einnahmen zum Beispiel zu mehr als 10% auf der Produktion, Exploration oder dem Vertrieb fossiler Brennstoffe beruhen. 

Beide Fälle machen schnell deutlich: Dadurch werden schon alle konventionellen Energieunternehmen aus dem Index gestrichen und ein Sektor ignoriert, der für die Transformation in ein klimaneutrales Wirtschaften von entscheidender Bedeutung ist, wenn wir also jemals Netto-Null-Emissionen erreichen wollen. 

Jeder einfache Ausschluss auf Basis von Status-Quo-Emissionswerten macht es sich im Grunde (zu) einfach. Zwar kann man als Anlegender ein „recht gutes Gewissen“ haben, weil das eigene Portfolio wenig CO2-Emissionen verursacht, oder Jahr für Jahr weniger. Doch für den Umbau unseres gesamten Wirtschaftssystems ist der simple Ausschluss ganzer Branchen, die für große Anteile schädlicher Emissionen verantwortlich sind, eigentlich kontraproduktiv. Denn wir müssen gerade diese Industrien mit Kapital ausstatten, das sie gezielt in den Transformationsprozess investieren. Ohne auch kritische Industrien mitzunehmen, wird kaum eines der entscheidenden Klimaziele erreichbar sein.    

Worauf Investoren achten sollten

Wenn Anleger auf die Klimawirkung ihres Portfolios Wert legen, zeigen die angestellten Überlegungen: Damit die Macht des riesigen Anleihemarktes für das Klima voll wirksam werden kann, sind aktive Strategien in der Regel deutlich besser geeignet. Denn mit ihrer Hilfe lässt sich das Potenzial der häufigen Kontakte mit den Unternehmen bei der Begabe von Anleihen tatsächlich effektiver nutzen. Die Wirkung auf die Transformation der Wirtschaft kann um ein Vielfaches größer sein. Und aus Sicht der Anleger können auch nur durch aktive Strategien die Vorteile einer fundamentalen (Bonitäts-)Bewertung vollständig genutzt werden, die Klimarisiken und -chancen in den Blick nimmt. Zudem sind sie im Sinne einer breiteren Diversifikation über Branchen, Regionen und das gesamte Spektrum der Schuldtitel hinweg gegenüber schematisch ausschließenden Strategien klar im Vorteil.

Aktiv gemanagte Anleihefonds oder Mischfonds mit aktiv gemanagtem Anleiheanteil könnten also das Mittel der Wahl für klimabewusste Anleger sein. Wie immer kommt es dann darauf an, über welche Ressourcen Asset Manager für die Erhebung nachhaltigkeitsbezogener Daten verfügen und wie sie diese im Investmentprozess und in ihrer Anlagestrategie integrieren.

Risikohinweis:
 

  • Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Erträge.
  • Der Wert von Anlagen und der daraus erzielte Ertrag kann fallen oder steigen, sodass Sie/Kunden möglicherweise einen geringeren Betrag als den Anlagebetrag zurückerhalten.

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Stand: Juni 2022, sofern nicht anders angegeben.

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