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Rezession 2023: Schwäche statt Krise?

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Fidelity - Research team

Die Rezession kommt, das ist in Europa so gut wie sicher und in den USA sehr wahrscheinlich. Doch spricht vieles dafür, dass sie eher als zyklische Wachstumsschwäche auftritt denn als tiefe und lange Krise. Was das für Aktien und Anleihen weltweit bedeutet.

Hinterher ist man immer schlauer. So ist rückblickend für das Jahr 2022 klar, dass die US-Notenbank Fed und auch die Europäische Zentralbank zu spät mit ihrer geldpolitischen Straffung begonnen haben und die Weltwirtschaft nicht ohne Blessuren davonkommen wird. Schon warten Markteilnehmer auf die nächste Wende, darauf, dass die großen Zentralbanken – allen voran die Fed – ihren harten Zinserhöhungskurs unterbrechen, wo doch die Inflation langsam sinkt. Doch könnte es dafür bereits zu spät sein. So gehen unsere Experten inzwischen davon aus, dass es im Jahr 2023 in weiten Teilen der Welt zu einer harten Landung der Konjunktur kommen wird. Die Zeichen stehen auf Rezession. 

Das klingt allerdings dramatischer, als es tatsächlich ist – auch wenn sich das angesichts der unsicheren politischen Rahmenbedingungen nicht so leicht prognostizieren lässt. Derzeit ist eine sogenannte zyklische Rezession das wahrscheinlichste Szenario. Das bedeutet: Nach dem über mehr als zehn Jahre intakten Aufwärtstrend kühlt sich die Wirtschaft vorübergehend ab. Danach kann sie sich wieder zu neuem Wachstum aufschwingen.

 

Szenarioanalyse 2023

Wir gehen mit 80% Wahrscheinlichkeit von einer harten Landung der Konjunktur und einer Rezession im Jahr 2023 aus. Als Hauptszenario erwarten wir eine zyklische, eher flache Rezession.

 

Weltweites makroökonomisches Szenario für die kommenden 12 Monate

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Quelle: Fidelity International, November 2022

Ein wichtiger Aspekt in dem Zusammenhang: Unsere Experten erwarten, dass die Inflation durch die Zinserhöhungen und die konjunkturelle Abschwächung sinkt. Das Szenario einer Stagflation, also einer Kombination schwacher Wirtschaft und sehr hoher Inflation, ist damit weitgehend vom Tisch. Das ist ein zentraler Punkt, denn nur wenn die Inflation sinkt, können die Zentralbanken ihren strammen geldpolitischen Kurs wieder lockern. Und erst damit wird der Weg frei für neues Wachstum. 

Wann genau das der Fall sein wird, bleibt eine spannende Frage – denn angesichts der weltweit rekordhohen Schulden verkraftet das Finanzsystem dauerhaft keine hohen Realzinsen. Sollte die US-Notenbank Fed daher bei ihrer harten Linie bleiben und die Zinsen so lange weiter erhöhen, bis die Inflation auf nahezu zwei Prozent gesunken ist, dann könnte die bislang erwartete zyklische Rezession spürbar drastischer ausfallen.

 

Europa im Fokus des Rezessionsgeschehens: Wachstumserwartungen für 2023

Weltweit stehen die Zeichen auf Abschwung – mit Ausnahme einiger Schwellenländer

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Quelle: Fidelity International, November 2022
 

Hinweis: Diese Szenarien und Risikobewertungen sind nicht als exakte Wachstumsprognosen gedacht, sondern vielmehr als Illustrationen möglicher Ergebnisse, die auf bestimmten Annahmen über eine Reihe von Variablen beruhen, einschließlich des Verlaufs des Virus, der Geld- und Steuerpolitik und der damit verbundenen Multiplikatoren sowie des Verhaltens von Unternehmen und Verbrauchern. Angesichts erheblicher Unsicherheiten in Bezug auf die Entwicklung des Konjunkturzyklus nach der Pandemie können sich diese Szenarien noch ändern.

In Europa ist die Wahrscheinlichkeit einer zyklischen Rezession am höchsten. Viel wird davon abhängen, ob Unternehmen und Verbraucher hier ohne Energieknappheit und Blackouts durch den Winter kommen. Eine wirtschaftliche Abkühlung scheint aber vorprogrammiert, da die Europäische Zentralbank die Zinssätze derzeit in einer Lage erhöht, in der die Haushalte ohnehin schon stark unter dem Anstieg der Lebenshaltungskosten leiden.

Auch in den USA gibt es inzwischen Anzeichen für einen wirtschaftlichen Einbruch. Das Verbrauchervertrauen sinkt, der Immobilienmarkt schwächelt. Der Arbeitsmarkt zeigt sich dagegen bisher robust. Er reagiert erfahrungsgemäß am spätesten auf eine konjunkturelle Abschwächung. Das ist Fluch und Segen zugleich: Solange Unternehmen nicht flächendeckend Jobs streichen, ist die Krise noch nicht voll ausgeprägt. Andererseits wertet die Fed einen intakten Arbeitsmarkt aber auch als Inflationstreiber. Das Zeitfenster für die Fed, im richtigen Moment die Zinsen zu senken, ist klein. 

Anhaltend hohe Zinsen der Fed und ein damit einhergehender starker US-Dollar könnten Rezessionstendenzen in jenen Industrie- und Schwellenländern beschleunigen, die auf Finanzierungen in harter US-Währung angewiesen sind. Umgekehrt sind positive Effekte auf die Liquidität dieser Volkswirtschaften wahrscheinlich, sobald die Fed von ihrem harten Kurs abweicht.

US-Märkte bei Rezession mit Abwärtspotenzial

Die US-Märkte haben derzeit noch keine sinkenden Unternehmensgewinne in dem Maße eingepreist, wie es bei einer ausgewachsenen Rezession der Fall wäre. Damit besteht das Risiko eines spürbaren Rückgangs des S&P 500 im Jahr 2023, sollte sich das Wirtschaftswachstum plötzlich verlangsamen. Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen sind dabei im Vergleich zu Large Caps aktuell günstig bewertet. Gleichzeitig erscheinen Wachstumsaktien im Vergleich zu Value-Titeln weiterhin teuer.

Eine Sondersituation zeigt sich in Großbritannien: Wegen der schwachen wirtschaftlichen Aussichten und politischer Kapriolen sind britische Aktien zwischenzeitlich in den Keller gerauscht. Nun sind sie besonders günstig bewertet, mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis, das rund 25 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt und sogar 50 Prozent unter dem von US-Aktien liegt. Während britische Large Caps auf die Weltwirtschaft ausgerichtet sind und so vom schwachen britischen Pfund profitieren, stehen Small- und Mid Caps vor allem für die Binnenwirtschaft. Hier ergibt sich ein entsprechendes Kurspotenzial, sollte sich die britische Wirtschaft schneller erholen als gedacht.

In China, der Wachstums-Lokomotive der vergangenen Jahre, sind die geldpolitischen Bedingungen komfortabler als im Westen. Die Inflationserwartungen sind relativ niedrig, im Gegensatz zu Europa gibt es auch keine Energiekrise. Die große Frage mit Blick auf die ersten Monate des Jahres ist aber, ob die Wirtschaft hier nach den Pandemiejahren wieder richtig in Schwung kommt. Wir gehen eher von einer moderaten und allmählichen Erholung im weiteren Verlauf des Jahres aus.

Staatsanleihen wären bei Rezession gefragt

Grundsätzlich rechnen unsere Experten damit, dass sich das allgemeine Zinsniveau auf einem höheren Stand einpendelt als in den vergangenen zehn Jahren. Das ist perspektivisch gut für Anleihen. Allerdings gehen die aktuellen Marktturbulenzen auch am Anleihemarkt nicht spurlos vorüber.

In einer Rezession werden vor allem Staatsanleihen gefragt sein, um das Anlageportfolio zu diversifizieren. Die strukturelle Anleiherally der vergangenen 40 Jahre mit ihrer immer tieferen Zinsbodenbildung ist aber erst einmal vorbei. Für Unternehmensanleihen ist der Ausblick in einer Wirtschaftskrise grundsätzlich wenig rosig. Sollten die USA 2023 tatsächlich in eine Rezession abgleiten, ist zu erwarten, dass die Kreditausfälle erheblich zunehmen, vor allem bei den hochverzinslichen Krediten. Bislang spiegelt der Markt diese Risiken noch nicht wider: Die vom Markt implizierte Ausfallrate für das Hochzinssegment liegt in den USA derzeit bei nur 2,7 Prozent. Zum Vergleich: Während der globalen Finanzkrise lag der Wert in der Spitze bei rund 14 Prozent. Eine umsichtige Kreditauswahl bei Hochzinsanleihen erscheint daher unerlässlich.

 

Ausfallraten einer Rezession noch nicht eingepreist

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Quelle: Fidelity International, Oktober 2022

Für Europa rechnen die Märkte weiterhin mit Zinserhöhungen bis weit in das Jahr 2023 hinein. Wir gehen davon aus, dass die EZB schließlich doch von diesem Kurs abweichen wird, um eine tiefere Rezession abzuwenden. In der Zwischenzeit werden die Anleger sehr selektiv vorgehen müssen.

Fazit

Eine Rezession steht bevor, in Europa und wohl auch in den USA. Allerdings könnte sie glimpflicher ablaufen, als viele bislang erwarten. Wie tief die Rezession wird und wie lange sie anhält, das hängt maßgeblich davon ab, wie die großen Notenbanken und allen voran die Fed 2023 agieren. So oder so sollten sich Investoren am Aktien- und Anleihemarkt jetzt darauf vorbereiten. 

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