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Ausblick 2. Quartal 2023: Krisengewitter mit Lichtblicken

Andrew McCaffery

Andrew McCaffery - Global CIO, Asset Management

Durch die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank ist Kapital teurer und knapper geworden. Ob die Zinsen noch weiter ansteigen werden, scheint ungewiss. Nach Chinas Wiedereröffnung blicken Anleger derweil hoffnungsvoll nach Asien.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Im Bankensektor zeigen sich erste Folgen der starken Zinserhöhungen. Nun steht die US-Notenbank vor der Entscheidung, ob sie ihren harten Zinskurs fortsetzt und damit eine schwere Rezession riskiert.
  • Die höheren Kapitalkosten an den Märkten setzen vielen internationalen Unternehmen zu. Gründliche Recherche und die Auswahl der richtigen Titel sind bei Anlageentscheidungen nun wichtiger denn je.
  • Viele Märkte Asiens profitieren von Chinas Wiedereröffnung. Nach dem Ende der Zero-Covid-Politik setzt die Volksrepublik verstärkt auf nachhaltiges Wachstum und fiskalpolitische Konjunkturunterstützung.

Das erste Quartal des Anlagejahres 2023 endete mit einem Beben in der Bankenwelt. Zuerst meldete die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank im März Insolvenz an. Anschließend geriet die Credit Suisse ins Straucheln. Nun sind die Finanzmärkte in Alarmbereitschaft. Bereits in unserem Jahresausblick berichteten wir, dass das Jahr 2023 im Zeichen einer Polykrise steht, durch die es zu navigieren gilt. Während die Volkswirtschaften zum Jahresbeginn noch Resilienz bewiesen, scheint der schnellste Zinserhöhungszyklus der Geschichte nun seinen Tribut zu fordern.

Im Ausblick auf das zweite Quartal 2023 haben unsere Experten folgende Schlüsselthemen identifiziert:

1. Drastische Zinssenkungen: Fed vor Richtungsentscheidung

In den vergangenen Wochen gingen Anleger dazu über, im Jahresverlauf spürbare Zinssenkungen einzupreisen. Allerdings hielt die US-Notenbank bisher an ihren langfristigen Zinserhöhungsplänen fest, denn die Inflation ist nach wie vor hoch und die Lage am US-Arbeitsmarkt angespannt.

Nun könnte die Fed ihre Haltung jedoch überdenken, da die hohen Zinsen die Finanzsysteme belasten und sich erste Risse zeigen: Wir erwarten zwar nicht, dass die Zusammenbrüche der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse Hinweise auf ein systemisches Risiko im Bankensystem darstellen – ohne eine Lockerung der Geldpolitik dürften jedoch weitere Spannungen bevorstehen.

Eine zyklische Rezession über einen Zeithorizont von zwölf Monaten mit einer Arbeitslosigkeit zwischen ein bis drei Prozent ist noch immer das wahrscheinlichste Szenario. Zu einer schweren Rezession würde es nur dann kommen, wenn die Fed das ganze Jahr über restriktiv bliebe.

Der Markt preist nun bedeutende Zinssenkungen bis Jahresende ein

2. Fokus auf Titelauswahl

Bis März bewiesen die Märkte noch eine gewisse Resilienz. Angesichts hoher Rezessionsrisiken und stark gestiegener Kapitalkosten war diese Widerstandsfähigkeit jedoch nur von kurzer Dauer. Zum Ende des ersten Quartals ist von dem Optimismus vieler Anleger nicht mehr viel zu spüren.

Der Kollaps der beiden Banken weist auf Risiken hin, die mit dem Tempo der Straffung und den steigenden Kapitalkosten einhergehen können. Unsere Investmentteams konzentrieren sich darauf, Unternehmen mit robustem Profil zu identifizieren. Das beste Risiko-Rendite-Verhältnis bieten Sektoren und Regionen, die von Trends profitieren, defensive Charakteristiken aufweisen und attraktiv bewertet sind.

Die Wiedereröffnung Chinas ist kurz- bis mittelfristig ein positiver Faktor – Sowohl für den dortigen Markt als auch für Schwellenländer-Risikoanlagen insgesamt. Asien wird als Anlageregion zunehmend attraktiver werden. Auf längere Sicht dürften die Bereiche Nachhaltigkeit, demografischer Wandel und Rückverlagerung der Produktion (Reshoring/Nearshoring) die größten Chancen für globale Anleger bieten.

Verschärfte Kreditvergabestandards in den USA werden wahrscheinlich zu einem erheblichen Rückgang bei der Vergabe von Bankkrediten führen

3. Frischer Wind aus dem Fernen Osten

Während sich die westliche Wirtschaft auf eine harte konjunkturelle Landung vorbereitet, blickt China nach vorn. Auf der jährlichen Parlamentssitzung kündigte die Staatsführung in Peking eine Umstrukturierung der Wirtschaft an – weg vom investitions- und exportorientierten Modell hin zu nachhaltigem Wachstum. Diese Signale spiegeln sich in einem eher moderaten jährlichen Wachstumsziel von fünf Prozent wider.

Zudem hat China ein klares Momentum: Die Wiederbelebung des Binnenkonsums steht seit Ende der Zero-Covid-Politik ganz oben auf der Agenda. Ein weiteres Schlüsselthema ist Chinas neuer Fokus auf Autonomie in Bereichen wie Wissenschaft und High-End-Technologien. Die Entscheidungsträger werden womöglich gezielte Konjunkturmaßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft, den Immobiliensektor und den Konsum anzukurbeln – wobei eher die Qualität als das Tempo der Erholung im Vordergrund stehen dürfte. Wir erwarten, dass die Inflation in China 2023 unter dem offiziellen Ziel von drei Prozent bleibt, sodass einer Fortsetzung der konjunkturstützenden Politik nichts im Wege steht.

Auch die Entwicklungen in anderen Ländern Asiens wecken bei Anlegern Hoffnungen. Aufgrund enger Beziehungen zur Volksrepublik haben viele Länder in Südostasien in den vergangenen Monaten einen Aufschwung in den Bereichen Handel, Produktion und Tourismus erlebt. Derweil könnte der neue japanische Zentralbankchef Kazuo Ueda das Ende der expansiven Geldpolitik der Bank of Japan einläuten. Dann ergäben sich Chancen für japanische Vermögenswerte, die von Kapitalzuflüssen und einem stärkeren Yen profitieren.

China als Stimmungsweltmeister

Ausblick auf einzelne Anlageklassen

Aktien

Die Volatilität dürfte aufgrund der Unsicherheit über die Entwicklung der Weltwirtschaft, den gestiegenen Kapitalkosten und Bewegungen bei den Zinssätzen hoch bleiben. Deshalb bleiben wir bei globalen Aktien defensiv. Es könnte zu Gewinnkorrekturen kommen. Die Margen von Unternehmen stehen unter Druck, und steigende Finanzierungskosten stellen ein Risiko dar. Small Caps aus Europa hinken der Erholung europäischer Aktien hinterher und haben Aufholpotenzial. Chinas Wiedereröffnung ist ein wichtiger Impuls für Aktien in Asien. Regionale Unternehmensgewinne für 2023 bleiben im Vergleich zu globalen Märkten ermutigend. Insgesamt bevorzugen wir Schwellenländer-Aktien gegenüber Titeln aus Industrieländern. 

Anleihen

Im drohenden rezessiven Umfeld sollten Anleger defensiv bleiben. Das Risiko einer harten konjunkturellen Landung ist in Hochzinsanleihen noch nicht voll eingepreist. Die Kreditbedingungen verschärfen sich, die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten steigen. Refinanzierung wird für die Unternehmen teurer, und die steigenden Zinssätze wirken sich bereits auf Hypotheken und Kredite aus. Staatsanleihen schneiden in dem Umfeld in der Regel besser ab als risikoreichere Anlagen.

Private Markets

Der Markt für private Schuldtitel ist grundsätzlich weniger von der konjunkturellen Entwicklung abhängig. Private Schuldtitel behalten die sicherste Position in der Kapitalstruktur, während variable Zinssätze die Auswirkungen volatiler Marktzinsen mildern. Europa bietet im Vergleich zu den USA den reiferen Markt, zumal die dominierenden Sektoren nur begrenzt von Russland und überhöhten Energiepreisen betroffen sind. Technische Indikatoren lassen bislang keinen steilen Renditeanstieg erkennen – ein gutes Zeichen für die Stabilität des Marktes.

Immobilien

Bei einer harten konjunkturellen Landung könnten höhere Inflation und Zinsraten zu Preisänderungen sowie Liquiditäts- und Vertrauensverlusten im Sektor führen. Bei einer wirtschaftlich moderaten Entwicklung wirken sich die laufenden Einnahmesteigerungen durch Mieterhöhungen positiv aus. Die Umstrukturierung von Lieferketten sorgt weiterhin für eine erhöhte Nachfrage im Bereich von Logistikimmobilien. Weitere Chancen ergeben sich aus der akuten Angebotsknappheit und der großen Nachfrage nach nachhaltigen Gebäuden.

Fazit

Im 2. Quartal bewegen sich Anleger weiterhin in unruhigem Fahrwasser. Erste Folgen der Zinserhöhungen des Vorjahres zeigen sich im Bankensektor, die finanziellen Konditionen für Unternehmen verengen sich. Es wird viel davon abhängen, wie konsequent die Zentralbanken ihre restriktive Geldpolitik in den kommenden Monaten gestalten. Eine Rezession in den Industrieländern scheint nur noch schwer vermeidbar. In Asien sind die wirtschaftlichen Aussichten besser. Vor allem Chinas Wiedereröffnung bietet Chancen für globale Investoren, die Wachstum und Diversifizierung suchen.

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Stand, soweit nicht anders angegeben: März 2023. MK15145