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Dezember 2022 – Die Inflation könnte ihren Höhepunkt erreicht haben

Andreas Telschow

Andreas Telschow - Vertrieb Privatkunden

In Kürze:

  • Unsere Analysten rechnen weiterhin mit einer harten Landung der globalen Konjunktur.
  • Der Inflationsdruck könnte seinen Höhepunkt bereits überschritten haben, was mittelfristig zu mehr Klarheit in der Zinspolitik führen und die Volatilität der Finanzmärkte verringern könnte.
  • Die Schwellenländer befinden sich – trotz anhaltender Unsicherheit in China – auf Erholungskurs.

In unserem letzten Marktbericht des Jahres schwingt zumindest ein Hauch von Optimismus mit. Verschiedene Indikatoren deuten darauf hin, dass der Höhepunkt der Inflation schon überschritten sein könnte: So lässt etwa die Entwicklung der realen Einzelhandelsumsätze in den USA darauf hoffen, dass sich die Inflationskurve in den kommenden Monaten deutlich abflachen wird. Auch die Analyse von Einkaufsmanagerindizes und Frachtraten lässt den Schluss zu, dass sich die Werte langsam wieder dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie annähern werden. 

Der Wermutstropfen für die Wirtschaft: Die US-Notenbank Fed scheint von einer nahenden Entspannung noch nicht überzeugt zu sein und wird voraussichtlich weiter an der Zinsschraube drehen, auch wenn Fed-Chef Jerome Powell in seiner jüngsten Rede angedeutet hat, dass das Tempo der Zinssteigerungen sinken könnte. Die Experten von Fidelity gehen davon aus, dass es 2023 jenseits des Atlantiks wahrscheinlich zu einer moderaten Rezession kommen wird. Etwas anders stellt sich die Perspektive im Euroraum dar, der schon jetzt auf der Schwelle zur Rezession steht. Im Oktober hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins um 75 Basispunkte erhöht. Doch in der begleitenden Erklärung wurde der Hinweis gestrichen, dass die Zinssätze auch in den Folgesitzungen weiter angehoben werden würden – zudem ist Christine Lagardes Tonfall hier spürbar sanfter geworden. Unsere Analysten rechnen künftig mit kleineren Zinsschritten und einer früheren Pause des Zyklus.

Arbeitsmarkt und Konsum leicht im Aufwind

Der Welthandel hat sich unseren Analysen zufolge weiter verlangsamt. Und auch bei den Rohstoffen setzte sich zuletzt der globale Abwärtstrend fort, die Nachfrage ist weiter gesunken. Der Sektor „Verbraucher und Arbeit“ hingegen entwickelte sich positiv, erstmals seit Juni 2021. Die Stimmung der Konsumenten verbesserte sich in allen Regionen aufgrund sinkender Energiepreise und guter Beschäftigungsbedingungen.

Schwellenländeraktien werden attraktiver

Unsere Analysten gewichten Aktien im Vergleich der Assetklassen weiterhin unter. Sie erwarten eine Anpassung der Unternehmensgewinne nach unten, vor dem Hintergrund sind die aktuellen Bewertungen im Vergleich zu Anleihen nicht günstig. 

Mit Blick auf die einzelnen Aktienregionen bleiben die USA attraktiv angesichts einer möglichen Entspannung bei der Inflation und mit Blick auf robustere Wirtschaftsdaten im Vergleich zu Europa. In der US-Berichtssaison für das dritte Quartal sind die Erträge, Umsätze und Margen zwar zurückgegangen, dies spiegelt sich aber bereits in den Bewertungen wider. Energie und nicht-zyklische Konsumgüter erzielten gute Ergebnisse, während Immobilien enttäuschten. Mit Blick auf die politische Situation bietet sich ein gemischtes Bild. Die prophezeite „rote Welle“ mit einem Siegeszug der Republikaner bei den Zwischenwahlen ist ausgeblieben. Die Republikaner haben zwar die Kontrolle über das Repräsentantenhaus übernommen, doch die Demokraten behalten die Mehrheit im Senat. Der geteilte Kongress könnte zu einem weitgehenden Stillstand in der Finanzpolitik führen. Unsere Analysten erwarten aber, dass die Märkte eher von der Inflation, der Fed und den Zinssätzen, dem Dollar sowie dem Konjunkturzyklus bestimmt werden. Im Ergebnis gewichten unsere Analysten US-Aktien weiterhin über. 

In Europa besteht aufgrund der Unwägbarkeiten bei der Gasversorgung ein ernsthaftes Rezessionsrisiko. Zwar gab es im dritten Quartal einige kleine, aber positive Überraschungen und der Energiesektor kurbelt das ansonsten gemischte Gewinnwachstum an. Dennoch gewichten unsere Analysten Aktien im Euroraum weiterhin unter. 

Gleichzeitig gewichten die Analysten Schwellenländer über. Zwar steigen die Corona-Zahlen in China zurzeit wieder an, doch Peking zeigt sich bei den Corona-Quarantäneregeln neuerdings kompromissbereiter, als es noch auf dem Kongress der Kommunistischen Partei im Oktober geklungen hatte. Zudem wird der für die Gesamtwirtschaft wichtige Immobiliensektor staatlich gestützt. Und in anderen Schwellenländern, vor allem in Lateinamerika und einigen ASEAN-Ländern, verbessern sich die Konjunkturaussichten.

US-Staatsanleihen statt Bundesanleihen

Bei Unternehmensanleihen geben unsere Analysten angesichts der Rezessionsrisiken weiterhin Titeln mit Investment-Grade, also guter Bonität, den Vorzug vor Hochzinsanleihen. Neue Entwicklungen zeichnen sich derweil bei der Bewertung von Staatsanleihen ab: Die Anzeichen dafür, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat, lassen US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit bei den derzeitigen Renditeniveaus attraktiver erscheinen. Während unsere Experten die vormals neutral bewerteten Staatsanleihen heraufstufen, gewichten sie deutsche Bundesanleihen aufgrund der schlechteren Inflationsdynamik und magerer Renditen unter.

Fazit

Am Aktienmarkt ist weiterhin Geduld gefragt. Regional betrachtet fokussieren sich unsere Analysten auf die USA und die Schwellenländer. Auch am Anleihenmarkt ist die Zeit noch nicht reif, um wieder höhere Risiken einzugehen. Denn auch, wenn das Schlimmste bald überwunden sein könnte: Die Inflation befindet sich zurzeit auf einem Höchststand, weshalb die großen Zentralbanken die finanziellen Bedingungen vorerst weiter straffen werden. 
 

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