In der Serie „Demografie“ werden Konsequenzen der globalen Bevölkerungsentwicklung beleuchtet. Zentrales Element: Die demografische Entwicklung geht einher mit einer wachsenden Verstädterung. Urbane Mobilität zählt zu den aktuellen Megatrends. Für Investoren lohnt es sich zu verstehen, was die gesellschaftlichen und technologischen Treiber sind und wer von der Entwicklung profitiert.

Das weltweite Wachstum der Städte schafft ganz neue Voraussetzungen für die Verkehrsinfrastruktur und erhöht die Anforderungen an Mobilität. Autonomes Fahren, Carsharing und vernetzte Transportsysteme sind bereits heute sichtbare Folgen demografischer Großtrends in der Gesellschaft. Menschen sind ständig in Bewegung, und wer keine Lust hat, einkaufen zu fahren, bestellt seine Einkäufe online – natürlich ebenfalls mobil per Smartphone.

1. Urbanes Leben ist die Zukunft

Derzeit lebt bereits mehr als die Hälfte der Menschen weltweit in Städten, im Jahr 2050 dürften es bereits zwei Drittel sein, schätzen die Vereinten Nationen.1 Vor allem in Schwellenländern verzeichnen Megastädte starken Zulauf. Der Trend ist aber auch in den Industrieländern klar erkennbar: Weltweit wachsen Städte, und zwar umso stärker, je größer sie bereits sind. Gründe sind das weltweite Bevölkerungswachstum und der Trend, dass viele Menschen lieber in der Stadt als auf dem Land wohnen wollen. Vor allem die letztere Entwicklung ist auch in Deutschland zu beobachten: Während das Leben auf dem Land und in Kleinstädten für viele immer unattraktiver wird, zieht es die Menschen in Großstädte und Metropolen: Die deutsche Hauptstadt zieht neue Einwohner am stärksten an, im Jahr 2035 wird Berlin nach Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, eine 4-Millionen-Stadt sein.2 Auch München wird bis dahin mit einem Plus von mehr als 14 Prozent deutlich wachsen, ebenso Frankfurt am Main mit 11 Prozent.

Großstadtboom in Deutschland
Prognose der Einwohnerzahl ausgewählter Städte in Deutschland (in Mio.)

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Quelle: IW Köln, Statista, 2017

2. Mehr Verkehr mit weniger Emissionen: Elektro-Antrieb ist in den Städten der Zukunft erste Wahl

Menschen werden in den wachsenden Städten auch künftig mobil sein wollen, und das möglichst sauber. Damit steigen die Chancen von alternativen Antrieben: Elektroautos sind in Deutschland zwar noch ein Nischenmarkt. Viele Menschen erwarten aber, dass die Stromer in den kommenden Jahren deutlich attraktiver werden: Laut einer aktuellen Umfrage von Fidelity rechnet ein Großteil der Investoren mit dem Durchbruch der Elektromobilität bis zum Jahr 2025.3  Dafür gibt es mehrere Gründe: Elektroautos werden dank des technologischen Fortschritts und Kaufanreizen günstiger und damit für Konsumenten attraktiver, prognostizieren die Analysten von Fidelity. Gleichzeitig werden zunehmende regulatorische Rahmenbedingungen die Kosten für Autos mit klassischem Verbrennungsmotor in Zukunft steigen lassen.4

Langfristiger Kostenvorteil E-Autos

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Quelle: Fidelity International, 2018

3. Auto fahren ja – aber nicht mit dem eigenen Wagen

Wachsende Verkehrsprobleme in Städten, zu wenig Parkplätze und steigende Kosten machen herkömmliche Autos unattraktiv. Vor allem jungen Menschen sind zudem andere Statussymbole wichtiger, zum Beispiel Smartphones. Entsprechend ist die Zahl der jungen Erwachsenen mit eigenem Auto in Deutschland seit Jahren rückläufig, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Im Jahr 2010 besaßen noch 57,6 Prozent der 18- bis 25-Jährigen ein eigenes Auto, 2016 waren es nur noch 39,6 Prozent.5  Gleichzeitig gewinnen Konzepte wie Carsharing an Bedeutung, die individuelle Mobilität in Städten ohne eigenes Auto bieten. Individuelle Mobilität ist demnach für viele Menschen weiterhin attraktiv – aber nicht unbedingt der Besitz eines eigenen Autos.

Zahl der Carsharing-Nutzer wächst

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Quelle: Bundesverband CarSharing e.V., Stand: 01.01.2018

4. Vom Autohersteller zum Mobilitätsdienstleister

Insgesamt wird der Mobilitätsmix in den Städten zukünftig deutlich vielfältiger: Neben Autoherstellern werden außer Mietwagen- und Carsharing-Anbietern und dem öffentlichen Nahverkehr eine ganze Reihe von Mobilitätsdienstleistern auf den Plan treten, für die Fortbewegungsmittel vor allem Mittel zum Zweck sind: Sie sehen ihre Aufgabe schlicht darin, Menschen unabhängig vom jeweils gewählten Fahrzeug möglichst schnell, unkompliziert und preiswert von A nach B zu transportieren. Auch die Autohersteller selbst sind Treiber dieses Trends, der mit grundlegenden technischen Neuerungen einhergeht: Die großen Autokonzerne entwickeln zum Beispiel Konzepte für elektrisch angetriebene Minibusse im Van-Format, die auf bestimmten, besonders häufig frequentierten Strecken in Städten fahren können – mit Fahrer und eines Tages sogar autonom. 

5. Immer dabei: Smartphones als Schaltzentrale urbanen Lebens

Eines haben alle künftigen urbanen Mobilitätskonzepte gemeinsam: Das Smartphone spielt für die Vernetzung von Anbietern und Kunden eine zentrale Rolle. Die Omnipräsenz des Handys verändert nicht nur das Mobilitäts-, sondern auch das Alltagsverhalten der Menschen. Das lässt sich derzeit vor allem bei den Einkaufsgewohnheiten beobachten: Menschen fahren immer seltener zum Shoppen, sondern kaufen online ein. Entsprechend wächst der sogenannte Mobile Commerce weltweit stark und stetig, und das über nahezu alle Altersgruppen hinweg. Der Blick auf den deutschen Handel zeigt: Viele junge Menschen der Generation von „Digital Natives“ kaufen erwartungsgemäß mobil ein, bei den 30- bis 39-Jährigen ist der Anteil der Mobile-Shopper zuletzt von 75 auf 83 Prozent gestiegen.6  Auch die kaufkräftige Generation der 50- bis 59-Jährigen hat das mobile Einkaufen für sich entdeckt. Bereits 63 Prozent von ihnen haben schon mal per Smartphone geshoppt, Tendenz klar steigend.

Smartphone als Einkaufswagen

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Quelle: G+J Mobile 360 Grad, 2017, Nutzer in fast allen Altersgruppen tätigen zunehmend Käufe über ihr Smartphone. Angaben in Prozent. Basis: Smartphone User, die bereits einen mCommerce Kauf getätigt haben, n = 424

Die im Beitrag genannten Unternehmen dienen lediglich der Illustration des Themas und sind nicht als Anlageempfehlung gedacht. Ihre Nennung bedeutet nicht, dass sie als Position für unsere Portfolios in Frage kommen.

 

 

Quellenangaben:

1 https://www.derwesten.de/panorama/zwei-drittel-der-menschen-duerften-2050-in-staedten-leben-id214314653.html

2 https://de.statista.com/infografik/7429/einwohnerzahl-prognose-ausgewaehlter-staedte-in-deutschland

3 Quelle: Fidelity International, Januar 2018, „Megatrends in mobility“

4 Quelle: Fidelity International, Januar 2018, „Megatrends in mobility“

5 Statistisches Bundesamt, Stand: 2017

6 G+J Mobile 360 Grad Studie, 2017

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