Exakt dosiertes Risikomanagement mit selektiver Ausrichtung
Die Pandemie ist noch nicht überwunden, doch sind wir der Meinung, dass Impfstoffe und Lockdown-Maßnahmen, flankiert von einem stark unterstützenden politischen Umfeld, die schrittweise Rückkehr zur Normalität in der zweiten Jahreshälfte 2021 ermöglichen. Vor dem Hintergrund unseres risikoorientierten Kurses haben wir unser Engagement in Aktien verstärkt, Anleihen hingegen bewerten wir zunehmend neutraler. Dabei konzentrieren wir uns auf Bereiche, die auf weltweites Wachstum ausgerichtet sind und gute Bewertungen vorweisen können. Da Impfstoffe in den verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich schnell zur Verfügung stehen, führt dies zu länderspezifischen Differenzierungen. In den Industrieländern führen die USA und Großbritannien derzeit die Impfquote an, während eine Reihe von Schwellenländern nur relativ langsam Fortschritte machen.
Das geldpolitische Umfeld wird nach unserer Einschätzung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften sehr unterstützend bleiben.
Doch gibt es Hinweise, die darauf hindeuten, dass auch einige große Volkwirtschaften den Umfang dieser Maßnahmen reduzieren wollen. Dies trifft definitiv nicht auf die USA zu. Nach dem Kräftegewinn der Demokraten auch im Senat ist es sehr wahrscheinlich, dass wir in den nächsten Jahren fiskalische Stimulierungsmaßnahmen in Höhe von 2,0 bis 3,0 Billionen Dollar sehen werden, von denen bereits in den kommenden Wochen 1 Billion Dollar als Teil eines umfassenderen Covid-19-Entlastungspakets bereitgestellt werden. Selbst wenn wir von einem bescheidenen fiskalischen Multiplikator ausgehen, halten wir einen Anstieg des Wirtschaftswachstums auf 7% für sehr wahrscheinlich.
Hauptrisiken bis 2021
Anleger investieren vorausschauend in die wirtschaftliche Erholung 2021, doch müssen sie auch die möglichen Risiken im Augen behalten.
Die Hauptgefährdung des Erholungsprozesses geht von möglichen Virus‑Mutationen aus, die eine Veränderung des Impfstoffes erfordern, sowie von Rückschlägen bei der Geschwindigkeit der Impfstoffproduktion. Die Geschwindigkeit der Verimpfung ist entscheidend für das Tempo des Erholungsprozesses, darüber hinaus beschädigen Rückschläge in diesem Bereich aber auch die Glaubwürdigkeit der Regierenden und das Vertrauen der Bevölkerung in deren Krisenmanagement. Ängste und Unsicherheit können sich im allgemein angespannten gesellschaftlichen Stimmung schnell entfalten und ungünstig auf das Konsumklima auswirken. Die Gesundheitssysteme sind ein Faktor, welcher ebenfalls ausreichend stark berücksichtigt werden muss. Während die führenden Wirtschaftsnationen sich erste Impfstoffchargen gesichert haben, kommt die Verimpfung in zahlreichen Entwicklungsländern nur langsam voran. Die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme werden zu stärkeren Differenzierungen bei regionalen Wachstumstrends führen.
Durch die Pandemiebekämpfung steigen weltweit die Staatsausgaben. Es ist zu erwarten, dass die Regierenden das Ziel verfolgen werden, durch finanzpolitische Maßnahmen die Schuldenlast zu verringern. Ein Mittel dieses Ziel zu erreichen ist, den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus zu forcieren. Hohe Staatsausgaben und niedrige Leitzinsen der Zentralbanken könnten die Deflation beenden und in die gewünschte Inflation münden. Es ist wahrscheinlich, dass reflationistische Maßnahmen wie die Erhöhung der Geldmenge und expansive Staatsausgaben die Kaufkraft des Geldes verringern und so die Schuldenlast der Staatshaushalte senken. Die Vermittlung dieses Wandlungsprozesses stellt Regierende und Zentralbanken vor eine große kommunikative Herausforderung.
Globale Perspektive
Unsere Analysten prognostizieren weltweit für alle großen Volkswirtschaften eine starke Wachstumsdynamik. Da wir uns in einer frühen Erholungsphase befinden, bauen wir unser Engagement in Aktien weiter aus. Die Wirkungsstärke der Vakzine, die fortschreitende Verimpfung und die geplanten finanzpolitischen Maßnahmen der Regierenden sowie Unternehmensgewinne geben der prognostizierten Aufwärtsentwicklung immer mehr Sicherheit. Unsicherheitsfaktoren wie der Ausgang der Brexit-Verhandlungen und der Senatswahlen gehören der Vergangenheit an.
Angesichts der hohen Staatsschulden senden die Zentralbanken keinerlei Signale, die auf eine Erhöhung der Leitzinsen schließen lassen. Wir bevorzugen daher weiterhin Hochzinsanleihen und Anleihen von Schwellenländern gegenüber Investment-Grade-Anleihen. Dabei halten wir eine Verkürzung der Duration für die derzeit beste Vorgehensweise, um aus gut diversifizierten Portfolios die bestmöglichen risikobereinigten Renditen zu erzielen. Eine Verkürzung der geplanten Kapitalbindungsdauer in Anleihen erhöht unsere Flexibilität und ermöglicht uns im weiteren Verlauf des Aufschwungs frei werdende Mittel in Aktien umzuschichten.
Zusammenfassung
Kurzfristig ist die Abwägung Impfstoff gegen Virus entscheidend. Angesichts des extrem unterstützenden politischen Umfelds, der bevorstehenden US-Konjunkturmaßnahmen und einem Vertrauen auf die Wirkkraft der Impfstoffe, das bereits 2020 für die Märkte bestimmend war, erwarten wir, dass die Anleger 2021 auf das Chancenpotenzial in der zweiten Jahreshälfte blicken.
Vor dem Hintergrund des Risikos, das von Mutationen weiterhin ausgeht, bleiben wir über die Anlageklassen hinweg angemessen diversifiziert. Wir suchen nach Gewinnern der Krise und behalten die Risiken, die von einer möglichen Reflation ausgehen, im Auge.
Risikohinweise: Die Vermögensanlage in Kapitalmärkte ist mit Risiken verbunden. Der Wert Ihrer Vermögensanlage kann fallen oder steigen. Es kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens kommen. Bitte beachten Sie hierzu die Risikohinweise auf unserer Website unter https://www.fidelity.de/rechtliche-hinweise. Herausgeber: FIL Fondsbank GmbH, Kastanienhöhe 1, 61476 Kronberg im Taunus, Tel. 069/77060-220