Verantwortungsbarometer Deutschland 2020

Verantwortung im Privatleben wird nach wie vor großgeschrieben: Die Deutschen halten sich für äußerst verantwortungsbewusst. Familie und Gesundheit sind den Deutschen weiterhin am wichtigsten, doch die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements nimmt zu.

Selbsteinschätzung: Verantwortung? Ja bitte!

Frage: Wie würden Sie sich selbst einschätzen: Sind Sie jemand, der / die … mehr / durchschnittlich viel / weniger Verantwortung übernimmt als andere? (Basis: 3.240 Befragte)

Verantwortung? Ja bitte! Die Deutschen halten sich weiterhin für äußerst verantwortungsbewusst. 89 Prozent sagen von sich, sie übernehmen durchschnittlich viel oder mehr Verantwortung als andere – derselbe Wert wie vor zwei Jahren.

(Zu 100% fehlend: Abweichung aufgrund von Rundungen)

Lebensziele: Persönliches Engagement steigt

Was den Deutschen wichtig ist – 2018 und 2020 im Vergleich

Frage: Was von dem Folgenden ist für Sie persönlich am wichtigsten / zweitwichtigsten / drittwichtigsten? (Basis: 3.240 Befragte)

* Summe der Top-3-Lebensziele

Familie und Gesundheit sind weiterhin unangefochten die wichtigsten Lebensziele – jedoch leicht fallend im Vergleich zu 2017 (Familie von 88 auf 86 Prozent, Gesundheit von 90 auf 80 Prozent). Dagegen steigt das bürgerschaftliche Engagement von 22 Prozent (2018) auf 27 Prozent (2020). Das Engagement für die Umwelt wurde erstmals abgefragt und steht bei den Bundesbürgern mit 33 Prozent an der Spitze bürgerlichen Engagements.

Weniger Plastik, weniger Flugreisen – die Deutschen versuchen im Alltag, nachhaltiger zu handeln. Kein Wunder, dass sie auch von der Politik ein klares Bekenntnis zum Umwelt- und Klimaschutz fordern, insbesondere die 14- bis 29-Jährigen.

Fridays for Future kommt im Alltag an

Persönliche Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz

Frage: Wenn Sie an Ihr persönliches Handeln im Alltag denken: Welche konkreten Maßnahmen haben Sie in den vergangenen 12 Monaten in Ihren Alltag integriert? (Basis: 3.240 Befragte)

Mehrfachnennungen möglich.

So wie das persönliche Engagement der Deutschen steigt, steigt auch das Bewusstsein zum Umwelt- und Klimaschutz: Fast alle Befragten integrieren Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz in den Alltag. Am häufigsten (83 Prozent) achten die Bundesbürger nach eigener Aussage darauf, ihren Plastikkonsum zu reduzieren – Frauen (88 Prozent) noch stärker als Männer (78 Prozent). Auf Rang 2 folgt der Verzicht aufs Fliegen (61 Prozent).

Mehr Verantwortung für Umwelt- und Klimaschutz durch Politik gefordert

Frage: „Die Parteien/die Politik in Deutschland sollten mehr Verantwortung für den Umwelt- und Klimaschutz übernehmen und das Thema stärker in ihren Parteiprogrammen berücksichtigen“. Stimmen Sie dieser Aussage … voll und ganz / eher / eher nicht / absolut nicht zu? (Basis: 3.240 Befragte)

Die große Mehrheit der Deutschen (85 Prozent) fordert mehr Verantwortung fürs Klima seitens der Politik – Frauen (88 Prozent) noch häufiger als Männer (81 Prozent). Auch bei der Fridays-for-Future-Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen ist diese Forderung signifikant höher (91 Prozent).

(Zu 100% fehlend: weiß nicht, keine Angabe)

Unternehmen sollen Haltung zeigen: Die Bundesbürger haben hohe Ansprüche an die soziale Verantwortung ihres Arbeitgebers. Mit der Finanzindustrie wird der Begriff dagegen nicht assoziiert, im Gegenteil: Hier überwiegt die Skepsis, ob Finanzunternehmen verantwortungsvoll handeln.

Soziale Verantwortung von Arbeitgebern gefordert

Frage: „Ich erwarte von meinem Arbeitgeber bzw. von Unternehmen allgemein, dass sie auch soziale Verantwortung übernehmen.“ Stimmen Sie dieser Aussage … voll und ganz / eher / eher nicht / absolut nicht zu? (Basis: 1.748 Befragte, die berufstätig sind)

Auch an ihren Arbeitgeber haben Arbeitnehmer in Deutschland hohe Ansprüche in puncto Verantwortung: 95 Prozent erwarten, dass Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen.

(Abweichung zu 100% durch Rundungsdifferenzen)

Finanzindustrie und Verantwortung – ein Widerspruch?

Frage: „Die Finanzindustrie übernimmt Verantwortung für die Gesellschaft, indem sie sich für die Altersvorsorge der Menschen heute und in der Zukunft einsetzt.“ Stimmen Sie dieser Aussage …? (Basis: 3.240 Befragte)

Finanzindustrie und soziale Verantwortung – ein Widerspruch? Offensichtlich denken viele Bundesbürger so: Zwei von drei Deutschen (67 Prozent) glauben nicht, dass die Finanzindustrie sich für die Altersvorsorge der Menschen einsetzt und damit Verantwortung für die Gesellschaft übernimmt. Bei den 30- bis 39-Jährigen ist die Skepsis mit 74 Prozent am höchsten, in der Altersgruppe der unter 30-Jährigen ist sie am geringsten ausgeprägt (49 Prozent).

(Zu 100% fehlend: weiß nicht, keine Angabe)

Wie steht es um die finanzielle Verantwortung der Deutschen? Anhaltender Niedrig- und Negativzins haben offenbar ihre Spuren hinterlassen: Aktien sind in den vergangenen zwei Jahren leicht in der Gunst der Deutschen gestiegen. Allerdings hat auch der Anteil der Nichtsparer zugenommen. Und: So sehr sich der Greta-Faktor im Alltag der Deutschen niederschlägt, in der Geldanlage ist er noch nicht angekommen: ESG-Produkte spielen bei Privatanlegern noch keine Rolle.

Aktien steigen in der Gunst der Anleger

Frage: In Bezug auf Ihre Altersvorsorge: Was von dem Folgenden trifft auf Sie zu? (Basis 2018: 3.211 Befragte | 2020: 3.240 Befragte)

Mehrfachnennungen möglich.

Ein Volk von Aktionären sind die Deutschen noch immer nicht, doch allmählich kommt die Botschaft an: Immerhin jeder Fünfte (20 Prozent) gibt an, für die Altersvorsorge Wertpapiere zu nutzen – ein Anstieg um acht Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Umfrage. Auch der Anteil derjenigen, die ein Tages- oder Festgeldkonto nutzen, ist gestiegen – von 24 auf 31 Prozent. Allerdings: Der Anteil der Nichtsparer ist höher als vor zwei Jahren: Jeder Dritte (31 Prozent) sorgt gar nicht fürs Alter vor.

Greta-Faktor? Nicht in der Geldanlage

Bessere Verständlichkeit von ESG-Produkten gefordert

Frage: Stichwort verantwortliches Investieren: Finanzdienstleister bieten verstärkt Produkte an, die ökologische und soziale Kriterien sowie eine gute Unternehmensführung bei der Geldanlage berücksichtigen. Man nennt diese Kriterien auch ESG-Kriterien. Was muss aus Ihrer Sicht passieren, dass sie in solche Produkte investieren? (Basis: 3.240 Befragte)

Mehrfachnennungen möglich.

So sehr sich der Greta-Faktor offenbar im Alltagsverhalten der Deutschen und in ihren Erwartungen an Unternehmen widerspiegelt, so wenig kommt er in der Geldanlage an: Finanzprodukte, die ökologische und soziale Kriterien sowie eine gute Unternehmensführung berücksichtigen, sind bei den Bundesbürgern noch nicht gefragt: Zwei Drittel (64 Prozent) fordern transparentere Produkte, und keiner der Befragten investiert bereits in ESG-Produkte. Hier sind noch hohe Hürden zu nehmen.

Mehr Angst vor Verlusten bei der Geldanlage

Basis 2018: 955 | 2020: 999 Befragte, die nicht für die Altersvorsorge sparen

Mehrfachnennungen möglich.

Alarmierend: Der Anteil derjenigen, die aus Geldmangel nicht für das Alter sparen können, ist von 45 auf 51 Prozent gestiegen. Jeder Vierte, der nicht vorsorgt (24 Prozent), hat Angst vor Verlusten – ein Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2018. Und auch wenn der Anteil der Aktionäre gestiegen ist, ist hier Aufklärung gefragt.

Blick auf den Ruhestand ist unverändert

Frage: Man kann es ja nie genau vorhersagen, aber was denken Sie: Was von dem Folgenden trifft auf Ihren späteren Ruhestand zu und was nicht? (Basis 2018: 2.025 | 2020: 2.221 Befragte unter 65 Jahren oder ältere Berufstätige.)

Mehrfachnennungen möglich.

Der Ruhestand ruft weiterhin gemischte Gefühle hervor: Zwar ist der Anteil der unter 65-Jährigen, die glauben, im Alter finanziell abgesichert zu sein, minimal auf 67 Prozent gestiegen. Gleichzeitig geht weiterhin jeder Dritte davon aus, im Alter etwas hinzuverdienen zu müssen. Jeder Vierte rechnet sogar damit, auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.