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Energiewende: Gezielte Investitionen statt pauschaler Ausschluss

Aditya Khowala

Aditya Khowala - Portfolio Manager

Viele Investoren schließen bestimmte Branchen pauschal aus, weil sie ihnen nicht grün genug sind. Dabei können engagierte Anleger häufig gerade dort eine große Wirkung erzielen, wie das Beispiel des Fracking-Konzerns Pioneer Natural Resources zeigt.

Öl, Atom und Kohle – adé! Geht es nach den Plänen der Europäischen Union, sollen diese Energieträger bis zum Jahr 2050 keine Rolle mehr spielen. Denn spätestens ab dann will Europa der erste klimaneutrale Kontinent sein, auf dem nur noch absolut unvermeidbare Treibhausgase ausgestoßen und diese wenigen Emissionen vollständig ausgeglichen werden. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg: Der Anteil erneuerbarer Energien ist zwar in den vergangenen Jahren in Europa wie in allen übrigen Regionen der Welt stark gestiegen, dennoch produzieren konventionelle Anlagen nach wie vor das Gros der täglich benötigten Energie. 

Grafik 1: Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergiebedarf
Erneuerbare Energien erfüllen nur einen geringen Teil der globalen Nachfrage.

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Quelle: Fidelity International

Viele Menschen fordern deshalb ehrgeizigere Ziele. Auch in der Finanzwelt ist eine hitzige Debatte zur Frage entfacht, wie sich die Energiewende am effektivsten vorantreiben lässt. Oft plädieren Investoren für einen vollständigen Ausschluss von Unternehmen, die ihr Geld mit fossilen Brennstoffen verdienen. Daneben gibt es aber noch einen anderen Weg: die sogenannte Engagementpolitik. Diese Anlagephilosophie besagt, dass ein Investment doch gerade dann besonders wirkungsvoll ist, wenn das Geld in kritische Branchen fließt – geknüpft an bestimmte Bedingungen. Denn als Geldgeber können Anleger Druck auf die Führung ausüben, Prozesse nachhaltiger zu gestalten und so maßgeblich zum Gelingen der Energiewende beitragen.

Investitionen sind unumgänglich

Dass das kein Wunschdenken ist, zeigt das Beispiel Pioneer Natural Resources. Viele ESG-Fonds schließen das Fracking-Unternehmen aus, weil es im texanischen Permian-Sedimentbecken nach Schieferöl bohrt. Befasst man sich jedoch näher mit Pioneer Natural Resources und seiner Wertschöpfungskette, offenbart sich ein differenziertes Bild vom Nachhaltigkeitsengagement des Unternehmens. Fidelity hat in den vergangenen Jahren intensive Gespräche mit dem Management geführt und schnell festgestellt, dass die strategische Ausrichtung in Bezug auf die Themen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung im Branchenvergleich außergewöhnlich gut ist. Pioneer Natural Resources arbeitete schon damals hart daran, seinen ökologischen und sozialen Fußabdruck zu verbessern. So hatte sich das Unternehmen beispielsweise selbst dazu verpflichtet, seine Emissionen stark zu senken – ein Vorhaben, das wir als aktive Investoren bewusst unterstützen wollten. Hinzu kam, dass sich dieses überdurchschnittliche Engagement zu der Zeit noch nicht im Aktienkurs widerspiegelte.

Als überzeugter ESG-Anleger in Ölunternehmen zu investieren, mag sich auf den ersten Blick kontraintuitiv anfühlen. Bei genauerer Betrachtung ist dieser Schritt jedoch unumgänglich, wenn der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft gelingen soll. Fakt ist, dass fossile Brennstoffe aller Umweltbedenken zum Trotz nach wie vor unzählige wichtige Industrien und Dienstleistungssektoren versorgen. Steigen die Preise für diese Energieträger zu stark an, etwa weil sich sämtliche wichtige Geldgeber zurückziehen, könnte dies die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen. Das wiederum würde auch Investitionen in erneuerbare Energien empfindlich bremsen. Hinzu kommt, dass nicht alle fossile Brennstoffe gleich gefährlich für die Umwelt sind. So schadet Kohle dem Ökosystem beispielsweise mehr als Erdöl oder -gas. Ölsande wiederum sind aus Umweltsicht problematischer als konventionelle Ölfelder.

Grafik 2: CO2-Ausstoß im Vergleich
Einige fossile Brennstoffe schaden dem Klima stärker als andere

                                                                               Tonnen CO2e/GWh

  Mittel Minimum Maximum
Braunkohle 1,054 790 1,372
Steinkohle 888 756 1,310
Öl 733 547 935
Gas 499 362 891

Quelle : Fidelity International

Abwasser statt Frischwasser

Das spricht für einen differenzierten Blick – und für ein Engagement bei denjenigen Unternehmen, die innerhalb ihrer jeweiligen Branche zu den Klassenbesten im Bereich Nachhaltigkeit zählen. In unse¬ren Gesprä¬chen mit Unternehmen beobachten wir immer wieder, dass viele traditionelle Energiekonzerne trotz der Aussicht auf hohe Gewinne auf den Bau neuer Gas- oder Ölpipelines verzichten – allein aufgrund des Drucks verantwortungsvoller Investoren.

Seitdem wir bei uns Pioneer Natural Resources engagieren, hat das Unternehmen seine Umweltpolitik nochmals verschärft. Heute stimmen die Emissionsziele mit den Vorgaben der Initiative „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD) überein. So hat sich der Konzern verpflichtet, das Abfackeln von ungenutztem Gas bis 2022 von zwei Prozent der Gesamtproduktion auf weniger als ein Prozent zu senken. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll der Anteil auf null Prozent sinken. Außerdem lässt der Konzern mittlerweile sämtliche Anlagen im Permian-Gebiet aus der Luft überwachen, um Lecks schnell aufzuspüren. Ein neues Bohrloch entsteht zudem stets erst dann, wenn es vollständig an eine Gasleitung angeschlossen ist. Das soll verhindern, dass unnötig Erdgas entweicht.

Als engagierter Investor lag unser besonderes Augenmerk auch auf dem Wasserverbrauch des Unternehmens. Die Erdgasförderung mittels Fracking verbraucht Unmengen an Wasser, das oft mit Chemikalien zugesetzt wird. Im Jahr 2019 haben wir uns mit dem Executive Vice President getroffen, um ihn für das Thema zu sensibilisieren. Das Unternehmen hat daraufhin seinen Frischwasserverbrauch massiv gesenkt und Partnerschaften mit angrenzenden Städten geschlossen, um gereinigtes Abwasser zu kaufen und für Fracking zu nutzen. Pioneer Natural Resources geht davon aus, dass es seinen Verbrauch an Frischwasser bereits in diesem Jahr auf unter 20 Prozent senken kann.

Grafik 3: ESG-Offenlegung verbessert sich rapide

  2016 2017 2018 2019
ESG Offenlegungsgrad 25.73 33.61 36.51 50.62
Grad der Offenlegung von Daten zu Umwelt 14.88 21.49 24.79 39.67
Grad der Offenlegung von Daten zu Soziales 20.31 28.31 32.81 53.13
Grad der Offenlegung von Daten zur Unternehmensführung 55.36 66.07 66.07 71.43

Quelle: Fidelity International

Das Umweltengagement des Unternehmens spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Der Anteil an Treibhausgasemissionen, der sich direkt den Aktivitäten von Pioneer Natural Resources zuschreiben lässt, ist in etwa halb so hoch wie der weltweite Branchenschnitt. Gleiches gilt für sogenannte indirekte Emissionen, die beispielsweise durch den Kauf von Strom, Wärme oder Kühlung entstehen. Bis zum Jahr 2030 sollen diese um weitere 25 Prozent sinken. Der Erfolg ist beachtlich. Als engagierter Investor reicht uns das aber noch nicht aus. Bei einem kürzlichen Treffen mit dem Vorstand betonten wir noch einmal mit Nachdruck die Notwendigkeit, diesen Anteil auf Netto-Null zu bringen.

Pioneer Natural Resources überzeugt aber nicht nur im Bereich Umwelt, sondern auch bei sozialen und ethischen Fragen. Die Unternehmenskultur baut auf Werte wie Vielfalt und Integration. Zudem bildet der Konzern seine Angestellten regelmäßig weiter und schafft es mit seinem leistungsorientierten Anreizsystem, sie lange im Unternehmen zu halten. Aus Aktionärssicht besonders erfreulich ist, dass das Unternehmen seine ESG-Daten inzwischen deutlich detaillierter offenlegt als noch vor einigen Jahren. Die ESG-Offenlegungswerte haben sich zwischen 2016 und 2019 verdoppelt. Mittlerweile ist Pioneer Natural Resources innerhalb seiner Branche zum führenden Unternehmen in Sachen ESG aufgestiegen. Das zeigt sich auch im Aktienkurs: Seit vergangenem Jahr hat das Unternehmen seinen Vergleichsindex MSCI US-Energy deutlich hinter sich gelassen.

Fazit:

Das Beispiel Pioneer Natural Resources zeigt, dass auch Investments in Energieunternehmen aus konventionellen Bereichen eine positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft haben können. Für ESG-Anleger bedeutet dies, dass sie ein deutlich breiteres Spektrum zur Auswahl haben, wenn sie sich von dem Gedanken verabschieden, dass sich jedes Unternehmen in grün und nicht-grün unterscheiden lässt. Um als Gesellschaft den Übergang zu erneuerbaren Energien zu schaffen, braucht es nuancierte Entscheidungen. Mit einem differenzierten Blick auf Umweltfragen sollten wir bald mehr Beispiele wie Pioneer Natural Resources sehen.

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