Gold: Sicherer Hafen oder riskante Blase?

Der Goldpreis setzt seinen Aufwärtstrend fort. Im November 2025 lag er rund 40 % über dem Niveau des Vorjahres. Viele fragen sich: Bleibt Gold ein sicherer Hafen in unsicheren Zeiten – oder droht eine spekulative Überhitzung? Wir haben die wichtigsten Fakten und Einschätzungen für Sie zusammengestellt.

Gold - der klassische Zufluchtsort in unsicheren Zeiten

Gold fasziniert Menschen seit Jahrtausenden – damals wie heute. Seine besondere Rolle als Wertaufbewahrungsmittel hat sich über die Zeit gewandelt: Früher war es vor allem ein Symbol für Reichtum und Macht, heute gilt es als Absicherung in unsicheren Zeiten. Wenn die Märkte schwächeln, steigt oft die Nachfrage. Die Erfahrung zeigt: In turbulenten Märkten suchen Anleger Schutz im Gold – und treiben damit den Preis zusätzlich nach oben.

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1Preis je Feinunze in USD. Entwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Entwicklungen. Quellen: LSEG Datastream, 13.11.2025, FFB (Darstellung)

Der Goldpreis ist keine Einbahnstraße

Trotz seines Rufs ist der Goldpreis alles andere als stabil. Auch deutliche Verluste sind möglich. (s. Artikel Goldglanz im Depot v. 6.3.2025)  Anlegerinnen und Anleger sollten sich bewusst sein: Gold bietet keine Garantie für eine kontinuierliche Wertsteigerung. Wer investiert, sollte daher nicht alles auf eine Karte setzen und lieber als Beimischung verstehen.

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Basis: USD. Entwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Entwicklungen. Quelle: Statista/Incrementum/St. Louis Fed, 2025

Warum Gold anders tickt – und trotzdem für Diversifikation sorgt

„Gold zahlt keinen Kupon und keine Dividende“ – diese alte Anlegerweisheit stimmt bis heute. Anders als Aktien oder Anleihen bietet Gold keine laufenden Erträge und keine Risikoprämie. Wer Aktien kauft, übernimmt unternehmerisches Risiko und wird dafür belohnt: Unternehmen können wachsen, Gewinne erzielen und ihren Wert steigern. All diese Renditequellen fehlen bei Gold.

Doch Gold ist auch kein typischer Rohstoff. Anders als Öl, das als wichtigster fossiler Energieträger unserer Gesellschaft verbraucht wird, bleibt Gold weitgehend erhalten. Ein Blick auf die Nachfrage zeigt: Rund die Hälfte des Goldes fließt in Schmuck oder industrielle Anwendungen – und selbst dort wird es nicht endgültig verbraucht. Denn Gold lässt sich in der Regel problemlos zurückgewinnen und recyceln. Das macht den Markt besonders und erklärt, warum Angebot und Nachfrage langfristig stabil bleiben.

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Stand: Q2/2024. Quelle: Statista/World Gold Council; ICE Benchmark Administration; Metals Focus, Juli 2025

Gold reagiert kaum auf Konjunkturzyklen und weist langfristig nur eine geringe Korrelation zu Aktien und Anleihen auf. Genau das macht es zu einem starken Diversifikator im Portfolio. Der wichtigste Preistreiber bleibt jedoch die Nachfrage – vor allem von Investoren und Zentralbanken, die Gold als strategische Absicherung nutzen.

Was beeinflusst aktuell den Goldpreis?

Der jüngste Höhenflug des Goldpreises hat viele Ursachen – doch eine zentrale Figur sticht hervor: Donald Trump. Mit seinem Druck auf die US-Notenbank, die Zinsen zu senken und damit höhere Inflation zuzulassen, schürt er Inflationsängste. Die gezielte Schwächung der Unabhängigkeit der Federal Reserve – ein Kernpunkt des sogenannten Mar-a-Lago-Accords – untergräbt weltweit das Vertrauen in den US-Dollar als Leit- und vor allem als Reservewährung.

Ende 2024 entfielen noch 57,8 % der globalen Devisenreserven auf den US-Dollar (der Euro lag bei rund 20 %). Doch viele Zentralbanken denken inzwischen um: Um das Dollar-Risiko zu reduzieren, gewinnt Gold in ihren Reserven zunehmend an Bedeutung. Ein Blick auf die Bilanzen des Eurosystems zeigt: Während die Devisenreserven – und damit der Dollar-Anteil – stagnieren oder sinken, wächst das Volumen der Goldbestände deutlich.

Reserven des Eurosystems

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Darstellung indiziert 2014 = 100. Das Eurosystem umfasst die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die 20 nationalen Zentralbanken der Euro-Länder (Stand: Februar 2025). Quelle: Statista/EZB (Bilanzen 2024).

Angesichts der anhaltenden Unsicherheit um den US-Dollar, des globalen Inflationsrisikos und einer fragilen Konjunktur könnte der Goldpreis weiter Rückenwind erhalten. Die entscheidende Frage bleibt: Wann sind diese Risiken eingepreist – und wann könnte der Goldpreis, wie in früheren Phasen, wieder fallen? Selbst Experten können das kaum vorhersagen.

So passt Gold ins Depot – und worauf Sie achten müssen

Gold ist kein Garant für Sicherheit oder Wertzuwachs, kann aber in Krisenzeiten zur Risikostreuung beitragen. Wer Gold ins Portfolio aufnehmen möchte, sollte Risiken und Kosten – etwa bei physischem Gold – beachten. Alternativen wie ETFs, ETCs oder Fonds bieten einen einfacheren Zugang - haben aber ebenfalls ihre eigenen Vor- und Nachteile, die Anleger/innen beachten müssen (dazu:  Artikel „Goldglanz im Depot“ v. 6.3.2025).

Die optimale Gewichtung von Gold im Portfolio ist komplex und sollte idealerweise mit Expertinnen und Experten abgestimmt werden.

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