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Quelle: UN Principles for Responsible Investment, Studie "The SDG investment case" https://www.unpri.org/sdgs/the-sdg-investment-case/303.article.

Anlagestrategien

Ein ESG-Ansatz bei Anlageentscheidungen kann sich mit den Licht- und Schattenseiten der Nachhaltigkeit befassen: zum einen mit dem Risiko, das entsteht, wenn Unternehmen nachlässig mit Fragen von Umwelt, Sozialem und Governance umgehen, und zum anderen mit den Chancen, die herausragende Lösungen zentraler ESG-Probleme bieten. Geldanlagen nach Ausschluss- und Positivkriterien reflektieren die beiden Seiten der Medaille.

Ausschlusskriterien

Fonds, die Ausschlusskriterien anwenden, investieren grundsätzlich nicht in bestimmte Sektoren, Praktiken oder Produkte. Besonders häufig werden zum Beispiel Glücksspiel, Waffen, Alkohol und Tabak ausgeschlossen. 

Eine Anlagestrategie nach Ausschlusskriterien erfordert weniger Analysearbeit und kommt daher besonders häufig in passiv verwalteten Fonds zum Einsatz. Einige Vermögensverwalter wenden bestimmte Ausschlusskriterien auch in Fonds ohne ESG-Fokus an, etwa wenn sie grundsätzlich nicht in Produkte wie Landminen investieren möchten.

Positivkriterien

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Portfoliomanager, Unternehmen mit positiver ESG-Bilanz auszuwählen. Ein thematischer Ansatz erlaubt es ihnen, in Lösungen für bestimmte Nachhaltigkeitsprobleme zu investieren. Investments in die Wasser- und Abfallwirtschaft zum Beispiel tragen zur Ressourcenschonung bei, Anlagen in erneuerbare Energien verbessern die CO2-Bilanz.

Bei einer Best-in-Class-Strategie bewerten Portfoliomanager die ESG-Performance verschiedener Unternehmen und investieren nur in die besten. Die Strategie hat außerdem einen positiven Nebeneffekt: Sie hilft Unternehmen zu erkennen, wie sie ihre ESG-Bilanz verbessern können, und setzt Anreize.

Fazit

Von Datenschutz bis Klimawandel: Die zentralen ESG-Themen entwickeln sich ständig weiter, da sich auch die Bedingungen an den Märkten, in der Gesellschaft und in der Umwelt verändern. Ein ESG-Ansatz bei der Geldanlage erfordert daher eine Verpflichtung zu klaren Wertvorstellungen und ständige Wachsamkeit seitens des Portfoliomanagers.

Das Spektrum der verfügbaren ESG-Ansätze kann Anlegern helfen, ihre persönlichen Werte mit ihrer Geldanlage in Einklang zu bringen. Die finanzielle Rendite muss dabei nicht auf der Strecke bleiben: Studien zeigen, dass eine ESG-Integration keine Abstriche bei der Kursentwicklung bedeutet.1

 

1 'ESG and financial performance: aggregated evidence from more than 2000 empirical studies', Journal of Sustainable Finance and Investment, Gunnar Friede, Timo Busch, Alexander Bassen, 2015

Das Verständnis von „Werten” in einem Portfolio ist so unterschiedlich wie die Anleger selbst. Vielen ist es wichtig, neben dem Marktwert auch persönliche Werte in ihre Anlageentscheidung mit einzubeziehen. Ein ESG-Ansatz hilft ihnen dabei.

Bei Investoren hat ein Wertewandel stattgefunden: Immer mehr sehen sich in der Verantwortung, nicht nur auf die Rendite, sondern auch darauf zu achten, dass ihr Geld Unternehmen finanziert, die ethisch und nachhaltig wirtschaften. Sie wollen ein Portfolio aufbauen, das ihre persönlichen Werte reflektiert, verantwortungsvoll geführte Unternehmen enthält und dadurch langfristig gute Renditechancen verspricht.

Die Investmentbranche definiert drei Gebiete, auf denen Anleger ihren Einfluss ausüben können: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (Englisch: Environmental, Social und Governance – kurz ESG). Diese Schlagwörter stehen für eine Vielfalt an Themen, doch bisher gibt es keine einheitlichen Kriterien dafür, welche Anlageprodukte sich ethisch oder nachhaltig nennen dürfen.

Vermögensverwalter müssen daher selbst entscheiden, wie sie ESG-Themen in ihre Portfolios integrieren – sei es durch einen thematischen Fokus, eine besondere Auswahlstrategie oder durch einen direkten Dialog mit Unternehmen darüber, wie sie ihre ESG-Bilanz verbessern können.

Anlagefokus

Umwelt

Unternehmen üben großen Einfluss auf die Umwelt aus, etwa durch ihren Umgang mit endlichen Ressourcen wie Süßwasser oder dadurch, wie viel Wert sie bei der Produktentwicklung auf Nachhaltigkeit legen. Einige ESG-Anlagen beschäftigen sich daher gezielt mit der Frage, wie achtsam Unternehmen mit der Umwelt umgehen. Denn Umweltsünden sind auch ein Geschäftsrisiko.

Der Klimawandel beeinträchtigt Unternehmen gleich doppelt. Zum einen wirken sich extreme Wetterereignisse, ungewöhnliche Niederschlagsmengen, schwindende Süßwasserreserven und andere Entwicklungen negativ auf ihr Geschäft aus. Das wurde zuletzt deutlich, als arktische Wetterbedingungen in den USA Autobauer zwangen, ihre Fabriken zeitweise stillzulegen, und Airlines Tausende Flüge streichen mussten.

Zweitens können neue Gesetze zum Schutz der Umwelt – zum Beispiel eine Anordnung, Kohlekraftwerke zu schließen – schlecht vorbereitete Unternehmen aus der Bahn werfen. Der Klimawandel bietet jedoch auch Anlagechancen in Bereichen wie erneuerbare Energien und Effizienzlösungen.

Soziales

Die globalen Lieferketten werden immer komplexer und erstrecken sich oft über mehrere Kontinente. Da ist es kein Wunder, dass Unternehmen zuweilen den Überblick darüber verlieren, unter welchen Bedingungen Rohstoffe und Komponenten für ihre Produkte hergestellt werden. Doch Nachlässigkeit gefährdet den Ruf, die Betriebsabläufe und die Bilanz.

ESG-Anlagen thematisieren häufig die Arbeitsbedingungen entlang der Lieferketten. Gefährliche, ausbeuterische Bedingungen oder Zwangsarbeit können dem Ruf eines Unternehmens schwer schaden und seinen Marktwert beeinträchtigen. Andererseits sind besonders große Transparenz und innovatives Supply-Chain-Management Pluspunkte.

Im Amazonasbecken zum Beispiel wird viel Rindfleisch für den Export produziert. In der Region werden allerdings immer wieder Fälle von Zwangsarbeit aufgedeckt. ESG-bewusste Portfoliomanager könnten daher Unternehmen auswählen, die mithilfe regionaler Non-Profit-Organisationen die Arbeitsbedingungen auf zuliefernden Farmen überwachen.

Gute Unternehmensführung

Anleger können viele böse Überraschungen vermeiden, wenn sie in verantwortungsvoll geführte Unternehmen investieren. Diese denken in der Regel langfristig und werden von Managern geführt, die sich Arbeitskräften, der Umwelt, Verbrauchern und Anlegern gegenüber zu höchsten Standards verpflichtet fühlen. Sie sind transparent, dulden keine Korruption und ermöglichen Anteilseignern einen angemessenen Einfluss auf wichtige Entscheidungen und Kontrollmechanismen im Unternehmen.

Zuletzt hat das Thema Governance mit der Digitalisierung eine weitere Facette erhalten. Der Umgang mit Datenschutz, Netzneutralität, „Fake News“ und anderen umstrittenen Themen reflektiert den Charakter der Unternehmensführung. Und er gibt Hinweise darauf, wie stark neue Gesetze ein Unternehmen beeinträchtigen würden und wie groß das Risiko von Datenpannen ist.

Gleichzeitig eröffnen sich Chancen für Unternehmen in den Technologie- und Versicherungsbranchen, die Lösungen für Cybersecurity-Risiken anbieten.

Durch die Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung entstünden bis 2030…
 

 

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