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Asien: 2024 kommt neuer Schwung

Martin Dropkin

Martin Dropkin - Head of Asian Fixed Income

Chinas Konjunkturabschwächung und der starke US-Dollar haben das Wachstum vieler Volkswirtschaften in Asien in den vergangenen Monaten ausgebremst. Doch 2024 dürfte sich die Wachstumsstory der Region fortsetzen.

 

China: Drei Szenarien für das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik

China ist die wichtigste Volkswirtschaft in Asien und in den kommenden Monaten der Leitmarkt für die weitere Entwicklung. Wir betrachten für das Jahr 2024 drei makroökonomische Szenarien als wahrscheinlichste Entwicklungspfade für die chinesische Wirtschaft.

Basis-Szenario: Anhaltende Stabilisierung 

Dieses Szenario geht von einer anhaltenden Stabilisierung in China aus. Die Erholung beschleunigt sich, während sich der Immobiliensektor festigt und der Konsum anzieht. Die chinesische Wirtschaft würde dann im Jahr 2024 um 4 bis 5 Prozent wachsen. Wir bewerten dieses Szenario mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent. 

Die politischen Entscheidungsträger werden in diesem Szenario mehr fiskal- und geldpolitische Unterstützung bereitstellen, um das Wachstum auf Kurs zu halten. Sie werden wirksame Maßnahmen zur Bewältigung struktureller Probleme ergreifen und sich weiter vom früheren investitionsorientierten Wirtschaftsmodell wegbewegen. Diese politische Unterstützung kann auch den Immobiliensektor stabilisieren, der etwa zwei Drittel des Vermögens der Haushalte in China ausmacht. So würde das Vertrauen der Verbraucher wiederhergestellt werden.
 
Im Falle einer Rezession in den Industrieländern würde ein gestärkter Inlandsmarkt in China auch den Einbruch der Auslandsnachfrage ausgleichen. Wir sind zwar überzeugt, dass die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre nicht mehr nachhaltig zu erzielen sind, gehen aber davon aus, dass ein verbessertes Makroumfeld die Unternehmensgewinne erhöhen und die Stimmung der Anleger:innen verbessern kann. Im Immobiliensektor erwarten wir stabilere Preise, ohne dass das Wachstum der Vergangenheit wieder erreicht wird. Anleger:innen sollten die Verschuldung genau im Auge behalten.

Die Auswirkungen auf chinesische Vermögenswerte fallen bei einem solchen Szenario der anhaltenden Stabilisierung gemischt aus. Chinesische Aktien sind im Vergleich zu Aktien der meisten anderen Regionen derzeit attraktiv bewertet. Vor allem zyklische Titel aus Sektoren wie der Schifffahrt, der Industrie und der Erdölversorger würden von einer steigenden Wirtschaftsleistung profitieren. Konsumwerte würden ebenfalls gewinnen, auch weil die Haushalte während der Pandemie hohe Sparüberschüsse angesammelt haben. In diesem Szenario würden sich die Zinssätze stabil bis leicht rückläufig entwickeln. 

Die reale Rendite chinesischer Staatsanleihen bliebe ebenfalls attraktiv: Das niedrige Inflationsumfeld würde die Nachfrage nach Onshore-Anleihen stützen, selbst wenn es kurzfristig zu Liquiditätsengpässen auf dem Markt kommen sollte. Denn Anleger:innen erwarten mehr politische Unterstützung – und ein zunehmendes Angebot an Staatsanleihen würde die Renditen weiter in die Höhe treiben.

 

Der chinesische Dienstleistungssektor erweist sich angesichts der Einbrüche im Immobiliensektor als Lichtblick

2. Szenario: Abwärtsrisiken durch unzureichende politische Unterstützung 

Ein alternatives Szenario für Chinas wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2024 konzentriert sich auf Abwärtsrisiken: Sollten die staatlichen Konjunkturmaßnahmen nicht schnell genug greifen, könnte es zu einer ernsthaften Verlangsamung des Wirtschaftswachstums kommen. Wir messen diesem Szenario eine Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent bei.

Dieses Szenario würde dazu führen, dass strukturelle Probleme im Inland anhalten. Wenn gleichzeitig die Auslandsnachfrage schrumpft, könnte das die Wirtschaft doppelt schwächen. Eine unzureichende politische Unterstützung würde zudem den angeschlagenen Immobilienmarkt in einen deutlichen Abschwung führen. Das Kreditrisiko für die Schulden der Kommunen würde dann stark steigen, weil der Verkauf von Grundstücken für sie eine wichtige Einnahmequelle darstellt.

Eine solche Doppelkrise im Immobiliensektor und bei Kommunalkrediten könnte auf das gesamte Finanzsystem übergreifen. China könnte dann auf eine Japanisierung im Sinne einer jahrelangen wirtschaftlichen Stagnation zusteuern. Die Lage wäre durch hohe Schuldenlast, Deflationsdruck und einen Rückgang des Vertrauens bei Verbrauchern und Unternehmen gekennzeichnet. 

Es gäbe in diesem Szenario zwar immer noch Spielraum für die Zentralregierung, den Abschwung abzufedern – für Aktienanleger:innen würde dieses Baisse-Szenario aber in jedem Fall eine defensive Positionierung erfordern. Aktien von Versorgern und aus dem Bereich Basiskonsumgüter könnten sich als widerstandsfähige Wahl erweisen, um einen Sturm zu überstehen. 

Derart schwierige Rahmenbedingungen könnten sich positiv auf Chinas festverzinsliche Anlagen auswirken. Wir würden hier eine aggressivere Strategie mit Blick auf die Duration verfolgen. Gleichzeitig sprechen steigende Ausfallrisiken für ein Festhalten an hochwertigen Unternehmensanleihen.

3. Szenario: Reflation und Rückkehr zum alten Wirtschaftsplan

Unser drittes Szenario für China geht davon aus, dass die Wirtschaft in eine Phase starker Reflation eintritt. In diesem Fall kehrt China zu seinem alten Wirtschaftsplan zurück und stützt das Wachstum durch staatliche Überinvestitionen und eine gezielte Wiederbelebung eines Immobilienbooms. Wir halten dieses Szenario mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 10 Prozent für die unwahrscheinlichste Entwicklung.

Die politischen Entscheidungsträger würden über zyklische Lockerungsmaßnahmen hinausgehen, um sowohl Bauträger als auch finanzschwache Kommunen zu stützen. Das würde eine neue Kreditschwemme im öffentlichen und privaten Sektor auslösen. Die Inflation beschleunigte sich unter diesen Bedingungen. Ein neuer Immobilienboom führte zu einem breit angelegten Aufschwung der gesamten Wirtschaft. 

Kurzfristig würde China in diesem Szenario also sein schnelles Wirtschaftswachstum zurückgewinnen. Anleger:innen sollten aber vorsichtig sein, denn eine schuldengetriebene Expansion wäre langfristig nicht nachhaltig und würde schließlich zu noch größeren strukturellen Problemen in der Wirtschaft führen. 

Was die Auswirkungen auf die Anlageklassen betrifft, so ist ein solches Reflationsszenario positiv für konjunktursensible Wertaktien wie den Schwermaschinen- und Finanzsektor. Wir würden in einer solchen Situation Verbrauchertitel bevorzugen, vor allem solche, die auf den Konsum ausgerichtet sind – denn der Konsum würde sich hier auf breiter Basis erholen.

Japan: Mentalitätswandel bei Verbrauchern und Normalisierung der Geldpolitik

Die Entwicklung Chinas ist der größte Einflussfaktor für die Region. Aber es ist bei Weitem nicht die einzige Volkswirtschaft, die die asiatischen Märkte 2024 antreiben wird. Japanische Aktien könnten weiterhin outperformen, wenn die japanische Wirtschaft nach Jahrzehnten stagnierenden Wachstums und fallender Preise in einen leicht inflationären Zustand übergeht. Lohnerhöhungen haben in einer solchen Lage einen Dominoeffekt, weil sie sowohl den Konsum ankurbeln als auch weitere Preissteigerungen unterstützen. 

Tatsächlich zeigen Japans Haushalte Anzeichen eines Mentalitätswandels und verlegen sich vom Sparen aufs Konsumieren. Dies wird weitreichende und nachhaltige Auswirkungen auf die Volkswirtschaft haben. Gleichzeitig werden Corporate-Governance-Reformen in Japan neue Werte am Aktienmarkt freisetzen: Die Unternehmen werden sich immer stärker auf Dividenden und Rückkäufe konzentrieren. Das Renditeprofil des japanischen Marktes könnte sich somit schneller verbessern als das der meisten anderen entwickelten Märkte. 

Da die politischen Entscheidungsträger zuversichtlich sind, dass die leichte Inflation in Japan inzwischen ein nachhaltiges Niveau erreicht hat, wird es zudem nur eine Frage der Zeit sein, bis die Bank of Japan ihre Geldpolitik weiter lockert und sich vollständig von ihrer Politik der Renditekurvensteuerung verabschiedet. Diese Normalisierung wird dazu beitragen, dass sich Anleger:innen verstärkt für den inländischen Anleihemarkt interessieren.
 

Indien und Südostasien: Wachstum durch „China-plus-one“-Lieferkettenstrategie

Im Falle einer Rezession im Westen und einer konjunkturellen Abkühlung in China hätten die übrigen Volkswirtschaften der asiatischen Region zu kämpfen. Sie können aber zugleich auch von strukturellem Rückenwind für langfristiges Wachstum profitieren.

So wird Indien in den kommenden Jahren wahrscheinlich zu einer der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt aufsteigen. Mit einer wachsenden Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird das Land mehr Waren und Dienstleistungen produzieren und konsumieren und technologische Innovationen vorantreiben. Die im Vergleich zu anderen asiatischen Märkten und Schwellenländern relativ hohen Bewertungen indischer Aktien sind durch die durchweg höheren Eigenkapitalrenditen der börsennotierten Unternehmen gerechtfertigt.

 

Asien: Wirtschaftswachstum in der Region

Gleichzeitig werden westliche Volkswirtschaften bestrebt sein, die Abhängigkeit ihrer Lieferketten von China durch den Ausbau von Produktionsstandorten in Indien und Südostasien zu reduzieren. Das wird die Wachstumsdynamik der gesamten Region unterstützen. 

Auch wenn es für die Nachbarländer schwierig sein wird, China von seiner führenden Rolle im verarbeitenden Gewerbe zu verdrängen, wird der Aufstieg der Staaten, die sich als Geschäftspartner für „China-plus-one“-Lieferketten empfehlen, für beträchtliche Geschäfts- und Investitionszuflüsse in der Region sorgen. Das dürfte die Exporte und die Beschäftigung sowohl in Indien als auch in Südostasien ankurbeln. 

Eine Rezession in den Industrieländern oder eine stärkere Verlangsamung des Wachstums in China könnte für die Exporteure im übrigen Asien ein schwerer Schlag sein. Aber das wäre eben nur ein zeitweiser Faktor in einem viel breiteren Spektrum von Überlegungen – je nachdem, welches der globalen Makroszenarien sich 2024 realisieren wird. 
 

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Stand, soweit nicht anders angegeben: November 2023. MK15937