Weltweit erhöhen Regierungen auf dem Weg zur Klimaneutralität das Tempo, ebenso viele Unternehmen. Anleger können den Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft unterstützen und zugleich in einen aussichtsreichen Zukunftsmarkt investieren.

Der Londoner Wasserstoff-Pionier Ceres tüftelt seit 20 Jahren an der Entwicklung und Produktion massentauglicher Brennstoffzellen  und ist nun auf dem besten Weg, den Weltmarkt zu erschließen. Gemeinsam mit einem der größten Nutzfahrzeughersteller Chinas entwickelt das Unternehmen Wasserstoffantriebe für Busse und Lastwagen sowie mit dem südkoreanischen Industriekonzern Doosan Lösungen für die Energieversorgung.  Bosch hat seine strategische Beteiligung an Ceres im vergangenen Jahr ausgebaut, um gemeinsam Brennstoffzellen für dezentrale Kraftwerke zu entwickeln und zu produzieren, für Rechenzentren, Bürogebäude und Elektroautos – und damit weit über die Automobilbranche hinaus.

Das Ziel all dieser Unternehmungen: die Brennstoffzelle über viele Branchen hinweg als saubere Energiequelle nutzbar machen. Ceres ist damit Wegbereiter und Nutznießer eines gigantischen Zukunftsmarkts. Denn die Brennstoffzellen-Technologie wird benötigt, um Wasserstoff zu produzieren und wird damit eine Schlüsselrolle bei der anstehenden Dekarbonisierung der Weltwirtschaft spielen.

Grüner Wasserstoff – Treibstoff der Zukunft

Quelle: Fona – Forschung für Nachhaltigkeit, Bundesministerium für Bildung und Forschung,  https://www.fona.de/de/aktuelles/nachrichten/2020/nationale-wasserstoffstrategie-verabschiedet.php

Tempo der globalen Dekarbonisierung steigt weltweit

Der Übergang zu einer nachhaltigen und grünen Wirtschaft vollzieht sich weltweit in immer schnellerem Tempo: US-Präsident Biden treibt sein zwei Billionen US-Dollar schweres Abkommen zur Finanzierung nachhaltiger Infrastrukturprojekte mit Nachdruck voran und hat sich auf der jüngst von ihm einberufenen Klimakonferenz an die Spitze des internationalen Wandels gesetzt. Auf seinem virtuellen „Earth Day Summit“ verkündete er den Plan, die CO2-Emissionen des Landes bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu senken und damit erheblich stärker als bislang vorgesehen. Japan hat sein Treibhausgasreduktions-Ziel für den Zeitraum von 26 Prozent auf 46 Prozent erhöht. Und China will bis zum Jahr 2060 keine Kohlenstoffe mehr zu emittieren. 

Weltweite Klimaschutzziele ausgewählter Länder und Regionen

Quelle: Fidelity International, 2021

Für Anleger können sich daraus interessante Chancen ergeben. Denn so viel steht fest: Die globale Energiewende erfordert massive Investitionen in innovative Technologien. Und bereits heute ist erkennbar, dass sich nachhaltige Anlagen für Investoren in vielen Fällen rechnen, bestätigt das renommierten New York University (NYU) Stern Center for Sustainable Business nach Analyse von mehr als 1.000 Studien zu dem Thema.  Vor allem bei langfristigen Anlagen zahlt sich Nachhaltigkeit demnach aus, obendrein sind solche Investments häufig krisenresistenter.

Starke Fundamentaldaten rechtfertigen hohe Bewertungen

Entsprechend groß ist das Interesse der Investoren. Der „grüne Markt“ ist stark gewachsen, zeigen Mittelzuflüsse in entsprechende ETF und auch aktiv gemanagte ESG-Fonds. In dem Zuge sind auch die Bewertungen vieler Aktien und ganzer Sektoren gestiegen. Von einer Überbewertung oder gar einer Blase kann aber keine Rede sein, zeigt eine aktuelle Studie des Analysehauses Empirical Research.  Vielmehr schneiden Unternehmen mit gutem Rating bei den Kriterien Umwelt, Soziales und verantwortungsvoller Unternehmensführung (auf Englisch: Environment, Social, Governance, kurz: ESG) bei fundamentalen Finanz-Kennzahlen wie Kapitalrendite und freier Cashflow-Margen regelmäßig besser ab als ihre weniger ESG-orientierten Mitbewerber.

Dies deckt sich mit der Fidelity-Analyse, wonach Aktien mit gutem ESG-Rating während der Corona-Krise besser abgeschnitten haben als solche mit schwachem ESG-Rating.  Die sachlichen Gründe für eine "grüne" Bewertungsprämie sind unverkennbar: Die weltweite Dekarbonisierung mit entsprechenden wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen sowie sich ändernden Verbraucherpräferenzen werden auf Jahrzehnte hinaus ein struktureller Wachstumstreiber sein. So braucht es bis zum Jahr 2050 für eine vollständige Dekarbonisierung mehr als die 20-fache Menge der heute verfügbaren erneuerbaren Energien, haben Analysen von Fidelity ergeben. Auch in Deutschland, wo der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix schon vergleichsweise groß ist, ist der benötigte Zubau enorm.

Szenario für den Ausbau erneuerbarer Energien, damit Deutschland im Jahr 2050 zu 95 Prozent klimaneutral ist

Quelle: Projekt „Dynamis“, Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V., 2019, https://www.ffe.de/publikationen/pressemeldungen/959-wie-viele-erneuerbare-erneuerbare-energien-brauchen-wir-f%C3%BCr-ein-dekarbonisiertes-deutschland

Was bedeutet das für Anleger

Der Blick auf das Segment der Solarenergie zeigt einen weiteren Effekt: Die Kosten der Produktion von Solarmodulen sind wegen des hohen Konkurrenzdrucks in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 80 Prozent gesunken, das Umsatzwachstum der Branche war unterm Strich entsprechend gering. Andere Segmente dürften sich ähnlich entwickeln. Von den enormen Wachstumschancen in grünen Branchen werden deshalb langfristig nur solche Unternehmen profitieren, die über eine starke Wettbewerbsposition verfügen und in Marktsegmenten tätig sind, in denen sie dank hoher Eintrittsbarrieren ihre Preise durchsetzen können. Die Auswahl renditekräftiger Aktien wird entsprechend wichtig sein, wenn Anleger vom grünen Boom profitieren wollen.

Fazit:

Die Politik drückt bei der globalen Dekarbonisierung aufs Tempo. Anleger können beim klimaschonenden Umbau der Weltwirtschaft eine wichtige Rolle spielen und obendrein finanziell profitieren. Die aktuelle "grüne" Prämie für zahlreiche Aktien aus dem Nachhaltigkeits-Sektor ist aufgrund struktureller Faktoren gerechtfertigt. Denn Unternehmen, die überlegene grüne Technologien entwickeln und eine günstige Wettbewerbsposition innehaben, bieten Investoren attraktive Anlagechancen.

1https://www.ceres.tech/about-us/
2https://www.wiwo.de/technologie/mobilitaet/e-mobility/wasserstoff-brennstoffzellen-und-batterien-ergaenzen-sich-gut/27019694.html
3https://www.bosch-presse.de/pressportal/de/de/bosch-staerkt-strategische-kooperation-und-erhoeht-seinen-anteil-am-brennstoffzellen-experten-ceres-power-206400.html
4https://www.stern.nyu.edu/experience-stern/about/departments-centers-initiatives/centers-of-research/center-sustainable-business/research/research-initiatives/esg-and-financial-performance
5Rochester Cahan, Yu Bai, Empirical Research Partners, März 2021 
6https://www.fidelityinternational.com/editorial/blog/chart-room-the-clear-link-between-esg-and-returns-bbf01a-en5/

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