Viele starten in den 20ern mit Schulden ins Berufsleben, verpassen die Altersvorsorge oder verschlechtern ihre Bonität. Wir zeigen fünf Finanzfehler und Versäumnisse – und wie sich diese entscheidenden Jahre besser nutzen lassen.

Das Leben in den 20ern kann aufregend sein, aber auch finanziell unsicher. Viele junge Menschen starten mit Studienkrediten ins Berufsleben, kämpfen mit hohen Mieten und oft einem anspruchsvollen und stark wandelnden Arbeitsmarkt. Mit dem Wunsch der Unabhängigkeit, Mobilität und die Welt zu können die Lebenshaltungskosten zusätzlich steigen.

Schnelle Lösungen für finanzielle Engpässe gibt es kaum. Wer jedoch früh mit der Budgetplanung beginnt, klug spart, Schulden im Blick behält und sogar schon an die Altersvorsorge denkt, kann seine Finanzen schrittweise stabilisieren. So lassen sich die Grundlagen für eine solide finanzielle Zukunft schaffen.

Welche Fehler häufig passieren und wie man sie vermeidet, zeigen wir in fünf praktischen Beispielen.

1. Keine betriebliche Altersvorsorge abgeschlossen

Gerade am Anfang des Berufslebens scheint das Thema Altersvorsorge weit entfernt. Ein früher Einstieg in die betriebliche Altersvorsorge (bAV) kann sich jedoch langfristig auszahlen. In Deutschland wird man nicht automatisch in die bAV aufgenommen, sondern muss selbst aktiv werden. Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, Beschäftigten die sogenannte Entgeltumwandlung zu ermöglichen – also einen Teil des Bruttogehalts in eine bAV einzuzahlen. In diesem Fall müssen die Unternehmen außerdem einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent leisten. Manche Arbeitgeber bieten sogar mehr als 15 Prozent an, etwa um ihre Mitarbeiter langfristig an den Betrieb zu binden.

Wer das ausschlägt, um am Ende des Monats mehr Netto auf dem Konto zu haben, lässt langfristig Geld liegen und verschenkt zudem den Zinseszinseffekt: Je früher Beiträge in eine Rentenversorgung fließen, desto stärker kann sich das Kapital im Laufe der Jahre vermehren. Und das sorgt später für deutlich mehr finanzielle Sicherheit.

2. Schuldenberge angehäuft

In den 20ern ist der finanzielle Spielraum oft gering. Mietkaution, Umzug, ein neuer Laptop oder eine eigene Waschmaschine können schnell hohe Ausgaben verursachen. Konsumentenkredite, Ratenkäufe oder „Buy Now, Pay Later“-Angebote wirken dann verlockend, um kurzfristige Lücken zu schließen.

Anders als etwa ein Bildungskredit, bergen solche Angebote erhebliche Risiken. Kurze Rückzahlungsfristen, hohe Gebühren bei Zahlungsverzug und das Risiko der Überschuldung machen sie problematisch. Um eine Schuldenspirale zu vermeiden, ist eine realistische Haushaltsplanung entscheidend. Wer regelmäßig ein Budget erstellt und konsequent innerhalb seiner Möglichkeiten lebt, kann finanzielle Engpässe deutlich besser auffangen.

3. Kein finanzielles Polster aufgebaut

Sparen fällt vielen in ihren 20ern schwer, denn häufig bleibt nach Abzug aller Fixkosten nur wenig auf dem Konto übrig. Trotzdem ist es sinnvoll, selbst kleinere Beträge regelmäßig zurückzulegen. Entscheidend ist dabei die Gewohnheit: Wer gleich am Anfang des Monats einen festen Betrag beiseitelegt, entwickelt eine solide Sparstruktur – auch mit geringen finanziellen Mitteln. Durch ein finanzielles Polster lassen sich außerdem Schulden vermeiden, etwa wenn der Fernseher kaputt geht oder andere unvorhergesehene Ausgaben anstehen.

Kurzfristige Ziele wie Urlaube oder größere Anschaffungen wie einen neuen Laptop lassen sich gut über Tagesgeld- oder Sparkonten finanzieren. Für mittelfristige bis langfristige Ziele bieten sich hingegen ETF- oder Fondssparpläne an.

4. Schlechte Bonität gesammelt

Es ist nie eine gute Idee, Schulden aufzunehmen, die man später nur schwer zurückzahlen kann. Das führt nicht nur leicht in eine Schuldenspirale, sondern kann auch die eigene Bonität verschlechtern. Wer zum Beispiel vieles auf Pump kauft, die Raten dafür nicht rechtzeitig zahlt oder im Internet ständig auf Rechnung bestellt, riskiert einen negativen Schufa-Score. Das kann die Kreditvergabe in Zukunft erschweren – etwa, wenn man sich irgendwann eine eigene Immobilie oder ein Auto leisten möchte.

Daher ist es wichtig, verantwortungsvoll mit dem eigenen Geld umzugehen: Käufe mit Kreditkarten sollten pünktlich und vollständig ausgeglichen und Rechnungen zuverlässig bezahlt werden. So entsteht ein positives Zahlungsverhalten, das die Schufa und andere Auskunfteien erfassen.

5. Zu wenig Risiko eingegangen

Risiko bedeutet nicht nur in Südostasien vom Bungee-Turm zu springen oder durch den Himalaya zu trekken. Auch in der Geldanlage kann sich Mut auszahlen. In ihren 20ern investieren viele Jüngere ihr Erspartes vor allem in sichere, aber renditeschwache Finanzprodukte wie Sparbücher oder Tagesgeldkonten. Für langfristige Ziele – etwa zur Altersvorsorge oder zum Vermögensaufbau – sind diese Anlageformen allerdings wenig geeignet. Denn die Inflation sorgt dafür, dass das Geld auf solchen Konten mit der Zeit real an Wert verliert.

Mit einem langen Anlagehorizont eröffnen sich dagegen andere Möglichkeiten: Fonds oder Portfolios mit höherem Risiko bieten langfristig deutlich bessere Renditechancen – auch wenn sie kurzfristig stärkeren Schwankungen unterliegen. Historisch betrachtet haben Aktien über Zeiträume von zehn Jahren und mehr in der Regel bessere Renditen erzielt als konservative Geldanlagen wie Tages- oder Festgeld. Risikoreichere Aktienfonds investieren häufig in Schwellenländer, junge Start-ups oder Technologien mit Zukunftspotenzial. Wichtig ist jedoch stets eine breite Streuung der eigenen Investitionen, um eine Übergewichtung einzelner Aktien, Branchen oder Regionen zu vermeiden.

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Carsten Roemheld

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Kapitalmarktstratege