Nachdem die USA und China im Mai ein zwischenzeitliches Zollabkommen erzielt hatten, atmeten Marktteilnehmer in Asien auf. Angesichts der vielen Wendungen, Verwicklungen und Überraschungen der vergangenen Monate bleibt massive Unsicherheit allerdings die bestimmende Konstante für das Jahr.
Eines ist sicher: Wir befinden uns in einer neuen Ära der geoökonomischen Fragmentierung. Zwar wollen sich weder die USA noch China wirtschaftlich vollständig voneinander abkoppeln, doch in strategischen Bereichen mehren sich die Anzeichen dafür. Da der Handel als Wachstumsmotor Asiens Volkswirtschaften antreibt, ist die Region besonders anfällig für diese Spannungen. Gleichzeitig erschweren häufige Kurswechsel und Kehrtwenden in der Handelspolitik es den Regierungen zusätzlich, rechtzeitig fiskal- und geldpolitische Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Auf der anderen Seite verfügen viele asiatische Zentralbanken über vergleichsweise große geldpolitische Spielräume, mit denen sie die Auswirkungen der Zölle auf ihre Volkswirtschaften abmildern können. Während sich die Inflation in den USA als hartnäckig hoch erweist, schwächt sie sich in den meisten asiatischen Ländern ab. Der jüngste Anstieg der Währungskurse in der Region verschafft den Zentralbanken zusätzliche Spielräume. Wir rechnen daher in der Region bis in die zweite Hälfte des Jahres 2025 hinein mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik.
Anlegerinnen und Anleger, die ihr Portfolio in der neuen Ära diversifizieren möchten, werden in Asien viele interessante Möglichkeiten dazu finden. Hier sind einige unserer wichtigsten Überzeugungen für die kommenden Monate:
- Lokalwährungsanleihen asiatischer Staaten mit Investment-Grade-Rating: liefern eine attraktive Diversifikationsmöglichkeit und würden von möglichen Zinssenkungen profitieren.
- Währungen: sind selbst nach der jüngsten Rally weiterhin historisch günstig bewertet.
- Technologie-Aktien aus China: Chinas Wandel von der Fabrik der Welt zum Innovationsstandort schreitet voran und wird weiteres Wachstumspotenzial bei den Technologieunternehmen des Landes freisetzen.
Überzeugende Gründe für Asien
Die Unsicherheit der US-Handelspolitik und die wachsende US-Schuldenlast führen dazu, dass Anlegerinnen und Anleger weltweit ihr Kapital aus traditionell sicheren Häfen wie dem US-Dollar oder langlaufenden US-Staatsanleihen abziehen. Es gibt gleich mehrere Bereiche, in denen Asien von dieser Verlagerung profitieren kann.
Wir schätzen asiatische Staatsanleihen in Lokalwährung mit Investment Grade. Aufgrund ihrer geringen bis moderaten Korrelation mit ihren wichtigsten globalen Pendants eignet sich die Anlageklasse hervorragend zur Diversifikation. Nach Jahren wirtschaftlicher Entwicklung bieten die Märkte heute dank wachsender Volkswirtschaften und zunehmender Unterstützung durch Regulierungsbehörden wesentlich mehr Auswahl und Tiefe. Zudem nehmen immer mehr Indexanbieter Lokalwährungsanleihen in globale Indizes auf, was die Attraktivität der Anlageklasse weiter erhöht. Zinssenkungen der Zentralbanken und die Chance auf Währungsgewinne dürften zu einer steigenden Nachfrage führen.
10-Jahres-Korrelation zwischen asiatischen Staatsanleihen in Lokalwährung und wichtigen globalen Vergleichsindizes