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„Netto Null“ bis 2050 – ein unrealistischer Traum?

Fidelity International

Fidelity International - Investment Team

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Anleger sollten nicht unbedingt davon ausgehen, dass die Welt bis 2050 CO2-neutral sein wird. Eine umfassende Auswertung der weltweiten Klimaverpflichtungen zeigt: Ein „ungeordneter Übergang“ ist am wahrscheinlichsten. Das hat weitreichende Folgen – auch für Anlageentscheidungen.

+1,5°, +2,5° oder +3°: Wie schnell und wie stark können wir den Klimawandel bremsen? Das ist auch für Anleger von höchster Bedeutung – doch derzeit kann niemand die Frage mit Sicherheit beantworten. Als „Branchenstandard“ schälen sich allerdings sechs Klimaszenarien heraus, bereitgestellt vom Network for Greening the Financial System (NGFS), einem Netzwerk von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden. Diese Szenarien dienen den Institutionen als Stresstests, um die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wirtschafts- und Finanzsysteme zu bewerten. 

Abbildung 1: Die sechs NGFS-Szenarien zum Klimawandel

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Quelle: Fidelity International, NGFS Klimaszenarien (Juli 2021), November 2021. Dargestellt ist die näherungsweise Position der Szenarien auf Grundlage der Einschätzung von physischen Risiken und Übergangsrisiken bis 2100.

Ein Fidelity-Expertenteam hat detailliert analysiert, mit welcher Wahrscheinlichkeit die sechs unterschiedlichen Szenarien eintreten werden. Die Grundlage für diesen „Climate-Action-Tracker“ ist die bisherige Entwicklung und die Ankündigungen aus der Staatengemeinschaft – auch auf der Klimakonferenz von Glasgow im November. Bei der Analyse mussten sich die Experten auch weitergehenden Fragen stellen: Wie gestalten sich die klimapolitischen Maßnahmen auf Länderebene? Wie schnell vollzieht sich der technologische Fortschritt? Wie entwickelt sich der CO2-Preis? 

Diese Analyse erlaubt uns Annahmen darüber, wie die Übergangsphase in den nächsten 5, 10 oder mehr Jahren wahrscheinlich verlaufen wird. In die Analyse fließen auch die Erkenntnisse aus unserem allgemeinen Research mit ein: Denn Tempo und (regionale) Schwerpunkte des Übergangs zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft wirken sich auf jedes Unternehmen und jede Branche aus.

Begrenzung auf 1,5°C bis 2050 ist unwahrscheinlich

Die schlechte Nachricht vorweg: Das günstigste Szenario einer Erwärmung um 1,5°C bis 2050 im Vergleich zu vorindustriellen Werten ist der Analyse zufolge sehr unwahrscheinlich. Diese Einschätzung gilt auch dann, wenn alle Staaten ihre durchaus ehrgeizigen Ankündigungen einhalten. Denn die Transformation ist eine gigantische Aufgabe – das zeigt ein Blick auf Umfang und Reichweite des globalen Energiesystems (Abbildung 2). 

Abbildung 2: Beiträge zum globalen CO2-Ausstoß auf Branchenebene

Ein „Treibhaus-Szenario“ ist ebenfalls unwahrscheinlich 

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Unser „Climate-Action-Tracker“ zeigt, dass die Klimaszenarien in Richtung eines Treibhausklimas ebenfalls weniger wahrscheinlich sind. Das ist besonders für die Länder der südlichen Hemisphäre wichtig, wie Abbildung 3 verdeutlicht. Die Karte zeichnet ein sehr differenziertes Bild: Länder wie Brasilien und Indien würden bei einem Treibhausklima vor einem Beinahe-Zusammenbruch ihrer Volkswirtschaften stehen. China und den USA würde ein erheblicher Schadensschock drohen – diese beiden Staaten tragen heute mit Abstand am meisten zu den weltweiten CO2-Emissionen bei. 

Stichwort länderspezifische Beiträge: Dabei ist ein weiterer Aspekt wichtig – die Pro-Kopf-Emissionsraten und die historischen Emissionsverläufe. Pro Kopf gerechnet verbraucht ein einzelner Chinese oder Inder viel weniger CO2 als beispielsweise ein durchschnittlicher US-Bürger. Die damit zusammenhängenden Fragen waren auch bei der Klimakonferenz in Glasgow ein ernsthafter Streitpunkt, auch hinsichtlich der Übergangsrisiken und weltweiten Lastenverteilung.

Abbildung 3: Weltweite Auswirkung des „Treibhaus-Szenarios“

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Quelle: Fidelity International, Burke, Hsiang und Miguel (2015), November 2021. Die Grafik zeigt die Auswirkungen des repräsentativen Konzentrationspfads 8.5 (RCP 8.5) auf das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (BIP), einem vom IPCC angenommenen Pfad für die Treibhausgaskonzentration. RCP 8.5 wird im Allgemeinen als Grundlage für Worst-Case-Szenarien zum Klimawandel herangezogen, bei denen die Emissionen während des gesamten 21. Jahrhunderts weiter ansteigen. Die Auswirkungen werden durch die Schadensfunktion von Burke, Hsiang und Miguel (BHM) bestimmt; diese quantifiziert den nichtlinearen Effekt von Temperaturänderungen auf die wirtschaftliche Produktion.

Das wahrscheinlichste Szenario: ein „ungeordneter Übergang“

Die Ergebnisse unseres „Climate-Action-Trackers“ deuten darauf hin, dass die Welt am ehesten einen „ungeordneten Übergang“ erleben wird. Konkret heißt das: Die Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen werden sich verzögern und/oder zwischen Ländern und Sektoren unterscheiden. Denn natürlich ist der Klimawandel eine globale Herausforderung. Doch die Bewertung der politischen und technologischen Entwicklungen in den einzelnen Nationalstaaten ist entscheidend, um eine wahrscheinliche Gesamtentwicklung auf solider Basis zu ermitteln. Insgesamt könnte die globale Erderwärmung unseren Ergebnissen zufolge wahrscheinlich auf 1,8°C begrenzt werden, wenn alle angekündigten Maßnahmen - einschließlich der neuen und aktualisierten nationalen Klimabeiträge (NDCs)* und Netto-Null-Ziele - tatsächlich umgesetzt werden. Allerdings gibt es angesichts der Komplexität der Analyse eine erhebliche Bandbreite – sie reicht von 1,5 bis 2,4°C. 

Was bedeutet dies für Anleger? 

Zunächst einmal sind die Risiken bei einem „ungeordneten Übergang“ – auch in der Übergangsphase – höher als bei einem „geordneten Übergang“. Konkret: Mit einem „ungeordneten Übergang“ wird das globale Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zu seinem früheren Trend wahrscheinlich deutlich niedriger ausfallen. Diese Verluste werden nicht erst gegen Ende des Jahrhunderts auftreten: Der veränderte Wachstumspfad sollte in den nächsten zwei Jahrzehnten am stärksten ausgeprägt sein. Dies wird nicht ausschließlich die Schwellenländer treffen, auch die Industrieländer werden die Last mittragen.

Wir ziehen diese Prognose als Basisszenario für unsere Kapitalmarktannahmen heran, die in unsere strategische Vermögensaufteilung einfließen. Dabei berücksichtigen wir auch die oben angesprochenen länderspezifischen Unterschiede.

Ankündigungen auf dem Prüfstand: der Glaubwürdigkeits-Check

Wie schnell werden wir also zu einer CO2-freien Wirtschaft gelangen? Das ist für langfristig denkende Anleger eine absolute Kernfrage. Entscheidend ist, wie glaubwürdig die (geplanten) Maßnahmen in Politik und Wirtschaft sind. Die drei ausschlaggebenden Faktoren dabei sind politische Maßnahmen, das Handeln von Unternehmen und technologische Innovationen.

* Nationale Klimabeiträge (englisch: Nationally Determined Contributions, NDCs) bilden das Herzstück des Pariser Klimaabkommens von 2015. Alle Vertragsstaaten haben sich dort verpflichtet, eigenständig festzulegen, wie stark sie ihre Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2030 senken und wie sie sich an den Klimawandel anpassen wollen. 

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Risikohinweise
 

  • Die gesamten Bewertungen - von den Emissionspfaden über die Temperaturprojektion bis hin zu projizierten Produktionsverlusten und Prognosen zu Rendite- und Kurseffekten - beruhen auf einer Reihe von Annahmen, die eine natürliche Quelle der Unsicherheit darstellen.
  • Prognosen und frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Richtwert für zukünftige Erträge. Fremdwährungsanlagen sind Wechselkursschwankungen unterworfen. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert.
  • Die hier genannten Anlageklassen und Unternehmen werden zu rein illustrativen Zwecken aufgeführt und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der jeweiligen Werte dar.
  • Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Erträge. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert. Fremdwährungsanlagen sind Wechselkursschwankungen unterworfen. 

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Stand, soweit nicht anders angegeben: März 2022. MK13880