Kontakt MyFidelity Logout
Skip Header

Ausblick 2. Halbjahr 2025: Bereit für die globale Neuordnung

Henk-Jan Rikkerink

Henk-Jan Rikkerink - Global Head of Solutions and Multi Asset

Neue Zölle, das fiskalische Ungleichgewicht und Machtverschiebungen verändern die weltweiten Kapitalströme. Die Volatilität steigt. Für Investorinnen und Investoren wird Diversifikation über Ländergrenzen und Anlageklassen hinweg zur strategischen Notwendigkeit.

In Kürze

  • Schon das erste Halbjahr 2025 war von raschen Marktbewegungen geprägt. In der zweiten Jahreshälfte ist mit anhaltend hoher Volatilität zu rechnen.
  • Die tiefgreifende Fragmentierung der globalen Ordnung, ausgelöst durch politische Veränderungen in den USA und China, wird die weltweiten Handels- und Kapitalströme neu ausrichten. Für Anlegerinnen und Anleger ist breite Diversifikation in diesem Umfeld unverzichtbar.
  • Private Assets, Immobilien sowie Märkte in Schwellenländern wie Indien und Lateinamerika bieten attraktive Chancen. Insbesondere Letztere profitieren von vergleichsweise günstigen Bewertungen.

Zölle, Handelsabkommen, Nervosität: Die ersten sechs Monate dieses Jahres haben gezeigt, wie schnell Märkte umschlagen können. Auch im weiteren Jahresverlauf dürfte es turbulent zugehen. Für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger ist die zunehmende Fragmentierung der weltweiten Wirtschaftsbeziehungen von besonderer Relevanz. Die USA suchen nach verlässlichen Partnern in ihren Lieferketten, während China zunehmend gezwungen ist, sich von wirtschaftlichen Impulsen auf der Angebotsseite zu lösen und seine Binnennachfrage zu stärken. Eine gezielte Entkopplung in strategischen Bereichen dürfte Handels- und Kapitalströme entlang geopolitischer Linien neu ordnen. 

Für Anlegerinnen und Anleger, die den US-Markt bislang als relativ sicheren Hafen genutzt haben, verändert sich das Gesamtbild. In der neuen Ära wird Diversifikation in andere Regionen essenziell.

Szenarien für die USA im Jahr 2025
Die Wahrscheinlichkeiten für Stagflation oder Rezession sind zuletzt gesunken. Insgesamt liegen diese beiden Szenarien für einen wirtschaftlichen Einbruch aber weiterhin bei 60 Prozent.

-

Hinweis: Werte in Klammern geben die vorherigen Wahrscheinlichkeiten an. Inflationsrate gemessen anhand des US Core PCE Price Index. Quelle: Fidelity International, Mai 2025.

USA: Inflationsdruck nimmt zu
Die durchschnittliche Belastung durch Zölle liegt in den USA derzeit bei rund 14 Prozent. Das dürfte die Inflation auf etwa 3,5 Prozent ansteigen lassen. Für die weitere Entwicklung erwarten wir diesen Inflationsanstieg in zwei Hauptszenarien, die unserer Analyse zufolge jeweils eine Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent haben. Entweder kommt es zu einer Phase wirtschaftlicher Erholung mit leichtem Preisdruck. Oder es kommt zu einer Stagflation, also zu steigenden Preisen bei gleichzeitig nachlassendem Wachstum.

Zudem werden internationale Produzenten versuchen, alternative Absatzmärkte außerhalb der USA zu erschließen. Das würde die Preise dämpfen. In den USA selbst dürften höhere Zölle und eine insgesamt unberechenbare Handelspolitik das Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 hingegen auf rund ein Prozent begrenzen. Eine Rezession erscheint derzeit weniger wahrscheinlich, sollte es zu einer Entspannung im Verhältnis zu China kommen. Würde die durchschnittliche Zollbelastung allerdings entgegen jüngsten Erwartungen doch auf etwa 20 Prozent ansteigen, dann wäre auch ein solches Worst-Case-Szenario denkbar.

Effektiver Zollsatz von 20 Prozent würde die USA in die Rezession führen

Quelle: Fidelity International, Berechnungen des globalen Makroteams auf Basis von Macrobond, BEA. Stand: Mai 2025.

Zinspolitik: Die Fed als Ausreißer
Angesichts der anhaltenden Inflation und der unklaren Zollsituation dürfte die Fed entgegen den Markterwartungen in diesem Jahr keine Zinssenkung mehr vornehmen. Zudem führen Stagflationsrisiken in den USA dazu, dass Anlegerinnen und Anleger verstärkt auf andere Märkte blicken. Viele Notenbanken – mit Ausnahme von Japan und Brasilien – befinden sich schließlich im Zinssenkungsmodus.

Die EZB dürfte ihre Frequenz mit vierteljährlichen Senkungen beibehalten und der Ziel-Zins dürfte bei etwa 1,5 Prozent liegen. Sollte sich der Handelskonflikt mit den USA verschärfen, könnte das Ziel sogar noch niedriger ausfallen. Auch in Großbritannien könnten weitere Zinssenkungen folgen, da sich der Arbeitsmarkt abschwächt und die Inflation zuletzt gesunken ist. 

Diversifikation: Horizonte erweitern sich 
Das uneinheitliche Inflationsbild deutet auf tiefgreifende strukturelle Veränderungen in der globalen Wirtschaft hin. US-Präsident Trump verfolgt das Ziel, mithilfe von Zöllen die heimische Industrie zu stärken und das Leistungsbilanzdefizit zu verringern. Gleichzeitig sucht seine Regierung aktiv den Schulterschluss mit befreundeten Staaten über neue Handelsabkommen. China wiederum setzt verstärkt auf die Förderung des privaten Konsums und den Ausbau seiner Dienstleistungswirtschaft.

Langfristig ist mit einer weiteren Fragmentierung der globalen Wirtschafts-, Technologie- und Sicherheitsarchitektur zu rechnen. Dies ist eine Folge der isolationistischen Strategien sowohl aufseiten Chinas als auch der USA. Ein möglicher Nebeneffekt könnte sein, dass US-Assets in internationalen Portfolios an Bedeutung verlieren. Aktuell steht besonders der US-Dollar im Fokus. Seine Rolle als Weltleitwährung hat wesentlich zu den sogenannten „Twin Deficits“, also dem gleichzeitigen Defizit beim Staatshaushalt und in der Handelsbilanz, beigetragen. Beide will Trump nun abbauen. Als Absicherung gegen Aktienrisiken verliert der US-Dollar damit ebenfalls an Relevanz, da internationale Investorinnen und Investoren zunehmend höhere Absicherungsquoten fahren.

So wird Diversifikation zum essenziellen Bestandteil jeder Anlagestrategie. Portfolios, die seit über 25 Jahren stark auf US-Vermögenswerte ausgerichtet waren, müssen sich strukturell neu ausrichten. Wer diesen Trend frühzeitig erkennt, kann daraus Chancen ableiten. Auch wenn ein Rebalancing nötig ist, haben US-Aktien weiterhin ihren festen Platz im Portfolio. Immerhin vereint der S&P 500 viele der größten, innovativsten und profitabelsten Unternehmen der Welt. Ein kompletter Rückzug aus den USA wäre nicht ratsam. Sie sind aber nicht mehr der alleinige Taktgeber.

US-Assets dominieren heutige Portfolios

Quelle: Fidelity International, Mai 2025. MSCI All Country World Index. Nur zu Illustrationszwecken. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse.

Der Euro könnte durch Kapitalrückflüsse an Stärke gewinnen. Gleichzeitig sendet die expansive Fiskalpolitik in Deutschland ein Signal für eine mögliche wirtschaftliche Erholung Europas. Der japanische Yen wiederum überzeugt mit defensiven Qualitäten. Gold bleibt in geopolitisch unsicheren Zeiten als Absicherung gefragt.

Die Emerging Markets entwickeln sich zunehmend zu einer vielversprechenden Anlageoption. Staatsanleihen vieler Schwellenländer – sowohl in Hart- als auch in Lokalwährung ¬– profitieren derzeit von der aktuellen Schwäche des US-Dollars. Märkte wie Brasilien und Mexiko überzeugen mit attraktiven Renditen. Zugleich erscheinen die Aktienmärkte zahlreicher Schwellenländer-Regionen im internationalen Vergleich günstig bewertet. In China sorgt eine Stabilisierung des Marktes, die durch Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz unterstützt wird, für positive Impulse.

Private Assets und Immobilien runden das Bild ab. Sie bieten insbesondere bei langfristigem Anlagehorizont und aktiver Steuerung zusätzliche Diversifikationschancen. Besonders interessant sind Immobilienmärkte in Europa mit starken Cashflows. Anlegerinnen und Anleger profitieren zudem von der gezielten ökologischen Modernisierung, dem sogenannten „Greening“, ehemals nicht nachhaltiger Gebäude.

Unterschiedliche fiskalische Realitäten
Auch die weltweite Fiskalpolitik spricht für eine Umschichtung der Portfolios. Die US-Schuldenlast ist enorm und bislang gibt es keine Anzeichen für eine Stabilisierung. In den Vereinigten Staaten steigen die Defizite auf Kriegsniveau, und das in einer Phase historisch niedriger Arbeitslosigkeit. Eine große Menge neuer US-Staatsanleihen trifft auf ein volatiles Marktumfeld. Weil Angebot und Nachfrage aus dem Gleichgewicht geraten, steigen die Risikoprämien für langlaufende Anleihen. Dadurch verliert der US-Treasury-Markt weiter an Attraktivität als sicherer Hafen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer stärkeren Diversifikation.

Deutsche Bundesanleihen rücken als Alternative zunehmend in den Fokus. Die fiskalische Wende in Deutschland und der steigende Investitionsbedarf für Infrastruktur und Verteidigung eröffnen Spielraum für neue Anleiheemissionen. Eine wichtige Grundlage dafür ist die historisch stabile Haushaltspolitik Deutschlands.

Mehr zum Thema

-

Ausblick 2. Halbjahr 2025: Die Welt sortiert sich neu

Zur Jahresmitte ist es Zeit für eine Zwischenbilanz. Neue Handelsbarrieren und geopolitische Brüche zwingen Investorinnen und Investoren zum Umdenken. Der Ausblick auf das zweite Halbjahr ordnet Chancen und Risiken ein.

Zur Übersicht

Wichtige Informationen

Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Marketing-Information. Das Research und die Analysen, die in diesem Dokument enthalten sind, wurden von Fidelity International für die eigenen Investmentaktivitäten erstellt. Vervielfältigung und Verbreitung dieses Dokuments sind nur mit vorheriger Genehmigung erlaubt. Dieses Dokument stellt keine Vermarktung, Angebot oder Aufforderung zur Inanspruchnahme der Investmentmanagement-Dienstleistungen von Fidelity dar und ist auch kein Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentprodukten.
Die Inhalte dieser Unterlagen sind nicht an in den Vereinigten Staaten von Amerika ansässige Personen gerichtet und stellen kein Angebot für diese dar. Sämtliche Personen oder Körperschaften, die auf diese Informationen zugreifen, tun dies aus eigener Initiative, sind für die Einhaltung der geltenden lokalen Gesetze und Regulierungen verantwortlich und sollten sich gegebenenfalls an einen professionellen Anlageberater wenden.
Fidelity International bezeichnet den Unternehmensverbund, der als globale Investmentmanagement-Organisation Informationen zu Produkten und Dienstleistungen in bestimmten Ländern außerhalb Nordamerikas bereitstellt. Anlageempfehlungen erfolgen auf Basis gesondert abgeschlossener Verträge.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Erträge. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert. Fremdwährungsanlagen sind Wechselkursschwankungen unterworfen. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Kundeninformationsdokumentes „Basisinformationsblattes" und des veröffentlichten Verkaufsprospektes, des letzten Geschäftsberichtes und - sofern nachfolgend veröffentlicht - des jüngsten Halbjahresberichtes getroffen werden. Diese Unterlagen sind die allein verbindliche Grundlage des Kaufes. Anleger in Deutschland können diese Unterlagen kostenlos bei der FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main, oder über https://www.fidelity.de anfordern. Sollten im Text Unternehmen genannt werden, dienen diese nur der Illustration und sind nicht als Kaufs- oder Verkaufsempfehlung zu verstehen. Fidelity, Fidelity International, das Fidelity International Logo und das „F-Symbol“ sind Markenzeichen von FIL Limited. FIL steht für FIL Limited (FIL) und ihre jeweiligen Tochtergesellschaften.

Stand, soweit nicht anders angegeben: Juni 2025. MK17015