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Vier Herausforderungen bei Versicherer-Portfolios – und wie sie gelöst werden können

Ghislain Perisse, Thao Hua

Ghislain Perisse, Thao Hua - Fidelity International

Auf traditionelle Annahmen über Risiko- und Renditetreiber ist kein Verlass mehr, und so sind Versicherer bei der Kapitalanlage besonders gefordert. Wie sie ihre Anlagestrategie anpassen können, um ihre Ziele weiterhin zu erreichen.

In Kürze 

  • Die jüngsten makroökonomischen Veränderungen erschweren das Risikomanagement und die regulatorische Ausrichtung der Versicherer. Sie müssen ihre Strategien daraufhin neu bewerten.
  • Versicherer reagieren mit neuen Ansätzen zur Diversifikation und zur Ertragsoptimierung im Risikomanagement, beispielsweise auf Basis der sogenannten Barbell-Strategie. Zu beobachten ist auch eine Neugewichtung der Portfolios in Bezug auf Inflationsrisiken. Zudem suchen die Versicherer nach Stabilität durch Diversifikation in Unternehmensanleihen aus Asien und in quasi-staatliche Anleihen.
  • Auch Investitionen in alternative Investments, darunter in Private Equity und Direktinvestitionen in Immobilien, bieten Versicherern die Chance, in Zeiten der Marktunsicherheit ihre Kapitaleffizienz und Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.

Die Zeiten vergleichsweise geringer Inflation, eines planbaren Zinsumfelds und stabiler geopolitischer Verhältnisse sind vorbei. Jüngste Ereignisse wie die Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China, der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie eine grundsätzliche Neuausrichtung von Allianzen führen in eine Phase der geopolitischen und makroökonomischen Fragmentierung. Das erschwert sowohl das Risikomanagement als auch die regulatorische Ausrichtung der Versicherer. Wir haben vier Herausforderungen für Versicherer identifiziert, die individuelle Antworten erfordern:

Herausforderung 1: Die Volatilität ist derzeit strukturell bedingt 
Erhöhte Unsicherheit führt zu höherer Volatilität, weshalb Diversifikation noch wichtiger wird. Das aktuelle Anlageumfeld erfordert dabei eine Weiterentwicklung von Diversifikationsstrategien. Versicherer teilen ihre Anlagestrategie in der Regel in zwei Töpfe auf: Der erste ist das haftungsorientierte Portfolio im Sicherungsvermögen, der andere das freie Kapital aus dem Überschussportfolio. Im haftungsorientierten Portfolio dominieren bei Lebensversicherern mit ihren besonders langen Zeithorizonten Anlageklassen wie hochwertige Staatsanleihen und Investment-Grade-Anleihen. Angesichts der aktuellen Marktbedingungen ist ein differenzierterer Ansatz zur Risikokalibrierung in diesem Portfolio erforderlich. Dasselbe gilt für die Anlage des freien Kapitals. So sind beispielsweise die unteren Bereiche des Investment-Grade-Segments, insbesondere die Emissionen mit BBB-Rating, mit zunehmender Vorsicht zu betrachten. Regionen wie Großbritannien und bestimmte Teile Europas sind hier etwa von Herabstufungen bedroht. Für Versicherer bedeutet dies, dass sie für eingegangene Risiken womöglich nicht mehr angemessen entschädigt werden und ihnen höhere Verluste sowie höhere Kapitalkosten drohen. 

Wie Versicherer reagieren können 
Einige wechseln zu einer sogenannten Barbell-Strategie, bei der sie sicherere Staatsanleihen mit hochverzinslichen Anleihen kombinieren. Dabei setzen sie insbesondere auf Emittenten, die eher für Heraufstufungen beim Rating infrage kommen. Europäische Hochzinsanleihen könnten aktuell beispielsweise mehr solcher aufstrebenden Titel bieten als ihre Pendants in den USA, wo zuletzt sogenannte „gefallene Engel“ dominierten. Der Barbell-Ansatz bietet Versicherern eine Möglichkeit, Risiken mit größerer Vorhersehbarkeit zu steuern und zugleich ihre Rendite zu optimieren. 

Im freien Kapital, dem Überschussportfolio, spielen wiederum Multi-Asset-, Aktienertrags- sowie marktneutrale Strategien eine immer wichtigere Rolle. Diese Strategien integrieren Funktionen, die Verlustrisiken begrenzen und die Cashflow-Stabilität erhöhen können. So lässt sich die Volatilität des Portfolios mindern. Gerade in einem unsichereren Umfeld hilft aktives Risikomanagement dabei, schneller auf Marktstörungen zu reagieren. 

Erwartete Rendite vs. Spread-Risiko (gemäß SCR)* nach Anlageklassen 

Quelle: Fidelity International, Februar 2025. Die Erwartungen für die Anlageklassen basieren auf Kapitalmarktannahmen von Fidelity zum 30. Juni 2024. Währung: Euro. Anmerkungen: Staatsanleihen aus Schwellenländern mit hoher Bonität (EM HC) werden als Unternehmensanleihen behandelt, soweit sie auf Fremdwährungen lauten. Die Duration der Staatsanleiheindizes ist länger als die der Unternehmensanleihen, was zu höheren Solvabilitätskapitalanforderungen (SCR) für das Spread-Risiko führt. Alle festverzinslichen Anlageklassen gelten als vollständig abgesichert. 
* Berechnung der Solvabilitätskapitalanforderung (SCR) für das Spread-Risiko durch Fidelity.

Herausforderung 2: Das Inflationsrisiko steigt
Die Inflation stellt eine weitere Herausforderung für Versicherer dar. Die makroökonomische Ausgangslage in den USA ist durch eine hartnäckige Teuerung gekennzeichnet. Angesichts der anhaltend expansiven Fiskalpolitik rechnen wir in diesem Jahr nicht mehr mit Zinssenkungen durch die US-Notenbank. In Europa hat sich die Inflation hingegen stabilisiert. Anlegerinnen und Anleger sollten jedoch bedenken, dass die Inflation unter anderem über die Energiepreise und den Druck auf Lieferketten aus den USA importiert werden kann. Dies könnte weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank und der Bank of England verzögern, selbst wenn das Wachstum stagniert. 

Wie Versicherer reagieren können 
Einige Versicherer haben in Erwartung weiterer Zinssenkungen in den USA zuletzt die Duration in ihren Portfolios verlängert. Damit sind sie nun entsprechenden Risiken ausgesetzt. Um Liquiditätspuffer aufrechtzuerhalten und sich wieder auf kürzer laufende und qualitativ hochwertigere Anleihen zu konzentrieren, müssen sie ihre Portfolios neu ausrichten und Verbindlichkeiten anpassen. In diesem Umfeld ist Duration ein Instrument – aber kein Handelsgeschäft. Vorsicht bleibt geboten. 

Herausforderung 3: Staatsanleihen werden neu bewertet
Da Staatsanleihen nicht mehr als sichere Häfen gelten, überdenken Versicherer gerade die Rolle dieser Anlageklasse im Portfoliomanagement grundlegend. Einige Versicherer aus Großbritannien und Frankreich etwa diversifizieren bereits vollständig weg von inländischen Staatsanleihen – denn die hohe Verschuldung der Staaten wirft Fragen hinsichtlich der langfristigen Tragfähigkeit auf. 

Da sich die Spreads risikoreicherer Staatsanleihen aus Industrieländern ausweiten, gewinnt dieses Thema für die Kapitalanforderungen der Versicherer noch größere Bedeutung. Interessanterweise erscheinen die Länder Portugal, Griechenland und Italien, die lange als besonders risikoreich hinsichtlich ihrer Staatsverschuldung galten, derzeit stabiler. Das ist eine dramatische Kehrtwende, die zeigt, wie das relative Risiko im neuen Anlageumfeld neu definiert wird.

Wie Versicherer reagieren können 
Asien bietet Möglichkeiten zur Diversifikation. Im Vergleich zu den hoch verschuldeten Ländern in Europa und Nordamerika sind fiskalische Exzesse in vielen asiatischen Ländern zuletzt ausgeblieben. So gelten beispielsweise Japan, Indien und weitere ASEAN-Volkswirtschaften aus Kreditperspektive als vergleichsweise stabil. Der Aufbau von Engagements bei asiatischen Unternehmensanleihen sowie quasi-staatlichen Anleihen mit attraktiven Spreads und soliden Fundamentaldaten könnte die Widerstandsfähigkeit von Portfolios stärken. 

Herausforderung 4: Die Abkehr von den öffentlichen Märkten verstärkt sich 
Dies ist jedoch weniger eine Herausforderung als eine Chance und einer der auffälligsten Trends in Versicherungsportfolios: Alternative Investments, also Anlageklassen wie Private Equity, Private Credit und Direktinvestitionen in Immobilien gewinnen dort zunehmend an Bedeutung. 

Wie Versicherer reagieren können 
Direktkredite, die Private Equity unterstützen, bieten vertraglich festgeschriebene Zinsen und weisen dabei eine deutlich geringere marktwertbezogene Sensitivität auf als öffentlich gehandelte Kredite. Damit sind sie widerstandsfähiger gegenüber Zinsunsicherheiten. Da Direktkredite nicht geratet werden, kann eine kluge Strukturierung dazu beitragen, volatilitätsbasierte Kapitalaufwendungen zu reduzieren. 

Nach einer Neubewertung gewinnen Immobilien in Europa wieder an Bedeutung. Investorinnen und Investoren sollten über die Preisgestaltung hinaus auch die ökologischen und regulatorischen Auswirkungen ihrer direkten Immobilieninvestments berücksichtigen. Da Mieterinnen und Mieter immer höhere Umweltstandards fordern, könnten Vermögenswerte, die den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unterstützen, somit höhere risikobereinigte Renditechancen bieten. Dazu gehören etwa die Themen nachhaltige Logistik und die Sanierung von Bürogebäuden.

Fazit: Neuer Ballast für das Versicherungsportfolio 
Versicherer passen sich an das neue Anlageumfeld an, indem sie ihr Asset-Liability-Management verschärfen und ein aktives Risikomanagement betreiben. Zudem bewerten und diversifizieren sie ihre Engagements nicht nur nach Anlageklassen, sondern auch nach Sektoren, Liquiditätsprämien, Komplexitätsprämien, geografischen Faktoren, Kapitaleffizienz und Volatilitätsempfindlichkeit neu. Ein höherer Anteil des Portfolios aus Asien, globalen Aktien, hochwertigen Anleihen und illiquiden Anlagen kann Portfolios stabilisieren, die durch die Komplexität der Weltlage auf die Probe gestellt werden.

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Stand, soweit nicht anders angegeben: Juni 2025. MK17018