Tech-Konzerne wie Amazon, Google und Meta nutzen gewaltige Plattformen, um in immer neue Branchen zu expandieren. Ihre Marktmacht bedroht den fairen Wettbewerb. Durch strengere Regulierung will die Politik Monopolen den Riegel vorschieben.

E-Commerce ist ein riesiger Markt, den wenige Wirtschaftsakteure dominieren. Im Jahr 2020 teilten sich die Tech-Riesen Amazon, Meta und Google rund 50 Prozent des digitalen Werbemarkts untereinander auf1. Diese Marktmacht ist nicht nur das Ergebnis stetigen Gewinnwachstums, sondern fester Bestandteil des Geschäftsmodells. Es handelt sich um Plattformunternehmen, die von den Netzwerkeffekten digitaler Ökosysteme profitieren. Das bedeutet: Je höher die Anzahl der Mitglieder einer Plattform, desto größer wird der Mehrwert für Betreiber und Kunden. 

 

Beispiel Facebook: Jeder Nutzer ist gleichzeitig ein potenzieller Kontakt und Produzent kostenloser Inhalte, die neue Mitglieder und Werbetreibende anlocken. Ähnliches gilt für Amazon: Kunden, die über die Handelsplattform suchen und einkaufen, liefern dem Betreiber wertvolle Daten über ihr Konsumverhalten. Diese plattformspezifischen Wettbewerbsvorteile sind für  neue Akteure kaum aufzuholen. Besonders heikel wird es, wenn Unternehmen ihre digitalen Ökosysteme nutzen, um in andere Branchen zu expandieren. Inzwischen gehört Amazon zu den größten Batterieherstellern der Welt und will mit seiner Produktlinie Amazon Fresh auch den Lebensmittelmarkt erobern. Google plant den Einstieg ins Versicherungsgeschäft. 

Vorsicht bei Regulierungen 

Die Konzentration ökonomischer Macht auf wenige Marktakteure könnte zur ernsthaften Gefahr für unsere Wirtschaftsordnung werden. Das sieht nicht nur die Konkurrenz so, sondern auch die Politik. Die Handelsbehörde der USA wirft Meta, dem Mutterkonzern von Facebook, unlauteren Wettbewerb und Monopolbildung vor. Anfang des Jahres 2022 wurde eine Kartellklage der US-Regierung vor Gericht zugelassen. Der Anlass dafür liegt eine Weile zurück: Im Jahr 2012 hatte Facebook die Fotosharing-Plattform Instagram und zwei Jahre später den Messenger-Dienst Whatsapp übernommen. Die Wettbewerbshüter sehen darin eine zu hohe Machtkonzentration bei sozialen Medien in den Händen von Facebook. Haben die Kläger Erfolg, droht die Zerschlagung des Meta-Konzerns. Der Suchmaschinenriese Google sieht sich mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert.

Ist politische Regulierung von Tech-Konzernen die Lösung des Problems? Nur dann, wenn Regierungen Fingerspitzengefühl beweisen und Geschäftsmodelle nicht in Grund und Boden regulieren. Wie schnell so etwas geschehen kann, zeigt der Blick nach China. Im vergangenen Jahr ist die politische Führung des Landes massiv gegen die Marktmacht heimischer Plattformunternehmen wie Alibaba und Tencent vorgegangen. In der Folge kam es zu massiven Kurseinbrüchen bei Tech-Werten, zahlreiche Anleger reduzierten ihr China-Exposure. Die chinesische Überregulierung kann insofern als warnendes Beispiel dienen, wie man es nicht machen sollte. Anleger sind auf jeden Fall gut damit beraten, weitere Regulierungsmaßnahmen der Politik zu beobachten und bei Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen.

Fazit

Plattformökonomie begünstigt die Bildung von Monopolen und macht es für Wettbewerber schwer, mit großen Tech-Konzernen mitzuhalten. Die „Big Four“ haben derzeit leichtes Spiel, ihre Marktmacht auszunutzen und neue Branchen zu erobern. Um die Dominanz von Plattformunternehmen zu beschränken, müssen klare Regeln her. Die Herausforderung für die Politik besteht darin, geeignete Instrumente zu schaffen, um den fairen Wettbewerb zu fördern – ohne Geschäftsmodelle und Wachstum zu zerstören. 
 

Quellenangaben:

1 "Plattformen erhöhen Anteil an Werbemärkten" - netzoekonom.de

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