Die Grafik zeigt den Anteil der Analystinnen und Analysten. Quelle: Fidelity International, Mai 2025.
Ähnlich sieht es im Industriesektor aus. „Triebwerkshersteller haben eine enorme Preissetzungsmacht“, sagt Oliver Trimingham, Analyst für europäische Luftfahrtunternehmen. „Sie operieren in Monopolen oder Duopolen, mit hohen Markteintrittsbarrieren und stark abhängigen Kunden.“ Auch Jonathan Tseng, Analyst im Halbleitersegment, ist optimistisch: „Die Branche ist bereits stark konsolidiert. Und es ist äußerst aufwendig, deren Produkte herzustellen.“
Allerdings gibt es Herausforderungen bei der Nachfrage. „Meine Unternehmen sind überwiegend hochqualitative Anbieter mit solider Preissetzungsmacht und Wettbewerbern, die ähnliche Lieferketten haben“, erklärt Dominic Hayes, Aktienanalyst mit Schwerpunkt auf Investitionsgüter. Die zentrale Frage sei nun, wie stark die Nachfrage nachlassen werde. In bestimmten Teilsegmenten ist diese bereits so schwach, dass die Preissetzungsspielräume schrumpfen. „Früher hätte ich meinen Unternehmen eine hohe Preissetzungsmacht attestiert“, sagt Emma Cunningham, Aktienanalystin für Luxusmarken. Sie hätten ihre Preise seit der Pandemie zu stark erhöht: „Nun stehen sie unter Druck. Denn die Konsumnachfrage ist brüchig und in weiten Teilen des Markts zeigt sich Ermüdung.“
Produktionsverlagerung: Chancen und Nebenwirkungen
Die meisten Analystinnen und Analysten berichten, dass die aktuelle Handelspolitik ihren Unternehmen zusetzt. Eine mögliche Reaktion darauf ist die Verlagerung von Produktionsstandorten entsprechend der Höhe der jeweiligen Zölle. „Ich denke, meine Unternehmen können ihre Lieferkettenstruktur anpassen“, sagt Penn Bowers, Analyst für japanische Gaming-Firmen. Zwar seien sie kurzfristig Zöllen ausgesetzt, langfristig seien sie aber recht anpassungsfähig.
In anderen Branchen ist eine Verlagerung schwieriger, vor allem, wenn viele Unternehmen gleichzeitig auf neue Standorte ausweichen wollen. Zwar könnte eine Umstrukturierung der globalen Lieferketten einzelne Firmen entlasten, doch könnten dadurch neue Inflationstreiber freigesetzt werden, die die ursprünglichen Zollkosten übersteigen. „Wenn etwa viele Unternehmen rasch in die USA umsiedeln, drohen dort Arbeitskräftemangel und steigende Löhne“, warnt Andras Karman, Analyst für Unternehmensanleihen im Automobilsektor.
Warum Asien besser gewappnet erscheint
Auffällig ist die entspannte Haltung vieler Analystinnen und Analysten mit Fokus auf die Regionen Asien-Pazifik, China sowie EMEA/Lateinamerika: Laut ihrer Einschätzung haben die aktuellen Handelspolitiken kaum oder sogar positive Auswirkungen auf die von ihnen beobachteten Unternehmen (Grafik unten). Sollten die Spannungen anhalten, dürften Unternehmen aus entwickelten Märkten danach weitaus stärker unter Druck geraten.
Lieferketten unter Druck
Frage: Inwieweit beeinflussen die aktuellen Handelspolitiken die Lieferketten Ihrer Unternehmen im Vergleich zum üblichen Betriebsablauf?