US-Zölle setzten Schwellenländer früh im Jahr 2025 unter Druck. Dann reagierten die Staaten: mit mehr technologischer Eigenständigkeit, politischer Unterstützung und geringerer US-Abhängigkeit. Das Ergebnis ist ein Vertrauensschub bei globalen Anlegern.

Als Donald Trump im April 2025 neue Importzölle gegen große Teile der Welt verhängte, waren sich Marktbeobachteer einig: Auf exportorientierte Schwellenländer, allen voran aus Asien, würde ein hartes Jahr zukommen. Doch der erwartete Zoll-Schock blieb aus. Zwar brachen Chinas Exporte spürbar ein, doch viele Länder reagierten schnell, souverän und flexibler als gedacht. Zunächst zogen sie Exporte vor, passten Lieferketten an und erschlossen neue Absatzmärkte.

Dieser Eindruck wird durch eine aktuelle Studie1 des Analysten Verisk Maplecroft bestätigt. Er untersuchte die Resilienz von zwanzig Emerging Markets gegenüber der US-Zollpolitik. Die meisten Länder richteten ihre Handelsströme binnen weniger Monate neu aus und sind nun gut darauf vorbereitet, weitere mögliche Zollbelastungen abzufedern. China sticht dabei besonders hervor: Trotz seiner hohen Exportorientierung in Richtung USA erweist sich das Land als Primus der untersuchten Staaten – hohe Währungsreserven, geringe Auslandsschulden und eine robuste industrielle Basis steigern seine Widerstandskraft.

Für die Schwellenländer lief das Jahr daher weit besser als erwartet. Die Region Asien-Pazifik wird 2025 um 4,5 Prozent wachsen, China um 4,8 Prozent. Indien ist mit 6,6 Prozent der dynamischste Markt. Zusammen dürfte Asien etwa 60 Prozent des globalen Wachstums ausmachen.2 Zuletzt zogen auch die Aktienmärkte mit. Der MSCI Emerging Markets Index hat neun Monate in Folge zugelegt und könnte seine Rally 2026 fortsetzen. Goldman Sachs hat die Zwölf-Monats-Prognose zuletzt von 1.370 auf 1.480 Punkte erhöht, was aus heutiger Sicht einem Kurspotenzial von rund acht Prozent entspricht.3

Souveränität zieht Kapital an  
Ein Grund für die Stärke der Schwellenländer hängt unmittelbar mit den US-Zöllen zusammen. Künstliche Intelligenz war 2025 ein zentraler Markttreiber, jedoch nicht überall unter denselben Vorzeichen. Während in den USA eng verflochtene Mega-Caps die Rally trugen, baute China als Reaktion auf Zollbelastungen sein eigenes KI-Ökosystem auf.4 Südkorea und Taiwan liefern Speicherchips, Halbleiter, Servertechnologie und die Infrastruktur für Rechenzentren. Dieser Aufbau ist realwirtschaftlich breiter unterlegt und weniger abhängig von den Kursfantasien einzelner Index-Schwergewichte. Sollte das KI-Narrativ in den USA an Zugkraft verlieren, würde das zwar auch asiatische Tech-Titel treffen, die regionale Marktbreite wäre allerdings weniger anfällig als im Westen. Technologische Souveränität, ursprünglich aus handelspolitischem Druck erwachsen, wird damit zum strukturellen Vorteil.

Auch der politische Rahmen spricht für die Region.4 Viele asiatische Volkswirtschaften haben die Inflation früher und entschlossener bekämpft als der Westen. Dadurch verfügen sie 2026 über mehr Spielraum für geldpolitische Lockerungen. Fiskalische Maßnahmen sorgen für zusätzliche Stabilität und stärken den Binnenmarkt. Während Europa und die USA von Haushaltssorgen geplagt werden, kann Asien gezielt gegensteuern und so ein konstruktives Umfeld für Unternehmen, Anlegerinnen und Anleger schaffen.

Hinzu kommt eine veränderte Anlegerhaltung. Zwar geriet der zu Jahresbeginn einsetzende Diversifizierungstrend raus aus den USA zuletzt ins Stocken, doch viele institutionelle Investorinnen und Investoren stellen ihre hohe US-Gewichtung weiterhin infrage. Eine im Herbst veröffentlichte Umfrage unter institutionellen Anlegerinnen und Anlegern5 zeigt: Rund drei Viertel planen, ihre Allokation in US-Aktien zu reduzieren oder zumindest nicht weiter auszubauen. 90 Prozent der Befragten erwägen hingegen eine höhere oder unveränderte Gewichtung in der Region Asien-Pazifik. Das Bewertungsniveau und die politischen Unsicherheiten in Bezug auf die weltgrößte Volkswirtschaft sprechen dafür, dass sich diese Präferenz mittelfristig stärker in den Kapitalströmen niederschlagen könnte. Zölle spielen dabei ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle, denn ihre Rechtmäßigkeit wird derzeit vom Obersten Gerichtshof geprüft und es stehen Rückzahlungen in Milliardenhöhe im Raum.6 Parallel dazu steigt das US-Haushaltsdefizit weiter an,7 während der US-Dollar an Wert verliert.

Kapital sucht nach Alternativen und findet sie zunehmend in Asien. Strukturelles Wachstum, hohe technologische Substanz und politische Stabilität liefern dort starke Argumente. Zu diesem Ergebnis kommen auch unsere Investment-Expertinnen und -Experten im Fidelity Asien-Ausblick für 2026.

Fazit
Die Annahme, dass Schwellenländer zu den Verlierern des geopolitischen Strukturwandels zählen würden, hält der Realität nicht stand. Im Gegenteil: Inmitten globaler Unsicherheit könnten sie 2026 als Stabilisatoren im Portfolio wirken. Wer seine regionale Gewichtung lange nicht hinterfragt hat, dürfte jetzt einen günstigen Zeitpunkt dafür finden.

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Bereichsleiter Pensionskassenmanagement und Recht, Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe VVaG

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Mahsa Amoudadashi

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Wirtschaftspsychologin