Mit expansiver Fiskalpolitik und neuen Rekordschulden tritt Donald Trump in die Fußstapfen von Ronald Reagan. Doch 2025 ist nicht 1981. Das alte Erfolgsrezept könnte angesichts einer völlig veränderten ökonomischen Lage ins Leere laufen.

Seit dem 4. Juli ist Trumps neues Steuer- und Ausgabengesetz beschlossene Sache. Das sogenannte „Big Beautiful Bill“ knüpft nicht nur rhetorisch an die Reagan-Ära an. Wie damals sollen Unternehmen und Privatpersonen steuerlich massiv entlastet werden, um die Wirtschaft anzukurbeln.1 Begleitet wird das von milliardenschweren Investitionsversprechen und wachstumsfreundlichen Anreizen. Eine ähnliche Mischung funktionierte in den 1980er-Jahren als Antwort auf eine strukturelle Krise. Doch Trump trifft auf ein völlig anderes Umfeld.

Als Reagan ins Weiße Haus einzog, befand sich die US-Wirtschaft in einer tiefen Rezession. Die Arbeitslosenquote lag bei über sieben, die Inflationsrate bei über dreizehn Prozent.2 Mit zweistelligen Leitzinsen versuchte die US-Notenbank gegenzusteuern. Gleichzeitig war die Schuldenquote mit 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts3 vergleichsweise moderat. Reagan nutzte seinen fiskalischen Spielraum. In dieser Zeit gewann die sogenannte Laffer-Kurve an Beachtung. Dieses Konzept besagt, dass niedrigere Steuersätze durch stärkeres Wachstum langfristig zu höheren Staatseinnahmen führen.

Trumps diesjähriges großes Steuergesetz klingt ähnlich, doch die Lage hat sich inzwischen fundamental verändert. Die US-Wirtschaft präsentiert sich derzeit erstaunlich solide, die Arbeitslosenquote ist niedrig und die Inflation unter Kontrolle. Gleichzeitig steht das Land jedoch vor einem historisch hohen Schuldenberg. Die Schuldenquote liegt bereits bei über 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Experten des US-Kongresses schätzen nun, dass Trumps Gesetz die Verschuldung in den kommenden zehn Jahren um über drei Billionen US-Dollar erhöhen könnte.4

Widersprüchliche Impulse 
Vor diesem Hintergrund wirkt Trumps fiskalischer Kurs wie ökonomisches Flickwerk. Auf der einen Seite stehen Ausgabenprogramme, wie man sie eher von linken Demokraten kennt. Auf der anderen Seite setzt er auf Steuersenkungen im Geiste der Laffer-Kurve. Damit verzichtet der Staat auf wichtige Einnahmen, obwohl sich die Schuldenlage zuspitzt. Dabei hatte Trump noch vor wenigen Monaten mit dem Department of Government Efficiency (DOGE) auf Ausgabendisziplin gesetzt.

Laut Frühprognose des Congressional Budget Office (CBO) wird die jährliche Zinslast 2025 mehr als 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung verschlingen.5 Selten waren US-Schulden so teuer. Gleichzeitig weiten sich das Haushalts- und das Handelsbilanzdefizit aus. Dieses Zwillingsdefizit belastet das Vertrauen in die finanzielle Nachhaltigkeit der USA und verengt den haushaltspolitischen Spielraum zusätzlich.

Es drohen ungemütliche Zeiten. Bereits in den 1990er-Jahren hatte sich gezeigt, wie empfindlich die Kapitalmärkte auf fiskalischen Übermut reagieren. Damals hatten steigende Anleiherenditen Präsident Clinton zum Kurswechsel gezwungen. In der Finanzwelt sprach man von den Bond Vigilantes, Anleiheinvestoren, die aus Protest massenhaft Schuldtitel verkauften. Damit setzten sie de facto die Leitplanken der Fiskalpolitik – eine Entwicklung, die bis heute andauert.

Einen Vorgeschmack darauf gab es im April auch unter Trump. Nachdem er am sogenannten „Liberation Day“ neue Strafzölle angekündigt hatte, stiegen die Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen deutlich.6 Trump sah sich daraufhin gezwungen, Teile seiner Zolloffensive zurückzunehmen. Nicht der Kongress, sondern die Entwicklungen am Kapitalmarkt zwangen ihn zur Umkehr. Und das, obwohl er politisch derzeit freie Hand hat. 

Fazit
Donald Trump verkauft seine Wirtschaftspolitik gern als Renaissance der Reaganomics. Doch während Reagan eine unterkühlte Wirtschaft mit begrenzter Verschuldung stimulierte, agiert Trump in einem Umfeld zwischen robuster Konjunktur und fiskalischer Überhitzung. Der Spagat zwischen Steuersenkungen, Ausgabenprogrammen und protektionistischer Zollpolitik mag politisch gewollt sein. Ökonomisch könnte jedoch wertvolles Vertrauen an den Märkten verspielt werden.

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