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Ausblick 4. Quartal 2023: Von der Resilienz in die Rezession

Andrew McCaffery

Andrew McCaffery - Global CIO, Asset Management

Die US-Wirtschaft bleibt bislang widerstandsfähig. Ein Einbruch droht, wenn die verzögerten Effekte der Zinserhöhungen bei Unternehmen voll durchschlagen. China ergreift Maßnahmen gegen den Konsumstreik, um sein Wachstumsziel zu erreichen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die geldpolitische Straffung hat die Realwirtschaft noch nicht in vollem Umfang erreicht, da sich viele Unternehmen vor den Zinserhöhungen günstig verschuldet haben. Wenn im nächsten Jahr Refinanzierungen anstehen, werden die Transmissionsmechanismen härter durchschlagen.

  • Die Fed dürfte das Zinsniveau länger hochhalten, was eine zyklische Rezession in den nächsten zwölf Monaten wahrscheinlich macht.

  • Ein Konsumstreik und ein schwächelnder Immobiliensektor bremsen Chinas wirtschaftliche Erholung, während sich in anderen Regionen Asiens Chancen eröffnen.

Laut aktuellen Konjunkturdaten ist der US-Notenbank ein kleines Kunststück gelungen: Die Inflation sinkt, obwohl die US-Wirtschaft weiter rund läuft. Anders als befürchtet, hat die restriktive Geldpolitik in einem der rasantesten Zinszyklen der Geschichte bislang nicht in die Rezession geführt. Solange der Inflationsdruck aber nicht vollständig abgeklungen ist, dürfte die Federal Reserve das Zinsniveau dauerhaft hochhalten. Vor diesem Hintergrund steht die wirtschaftliche Resilienz auf einem brüchigen Fundament.

Das letzte Jahresquartal gibt in der Regel einen Vorgeschmack auf das kommende Anlagejahr. Wir erwarten, dass die folgenden drei Themen die Märkte bis ins Jahr 2024 bestimmen werden:

1. Refinanzierung von Schulden setzt Unternehmen unter Druck

Die Resilienz der US-Wirtschaft und sinkende Inflationsraten stimmten die Märkte auch im dritten Quartal positiv. Während die europäische Industrie bereits in die Rezession geschlittert ist, gehen Ökonom:innen mit Blick auf die USA inzwischen mehrheitlich von einer sanften Landung der Wirtschaft aus. Hinter dem Optimismus verbirgt sich jedoch ein differenzierteres Bild.

Es mehren sich die Anzeichen, dass die Effekte der geldpolitischen Straffung die Realwirtschaft nicht so schnell erreicht haben, wie erwartet. Viele Unternehmen haben sich während der Pandemie zu extrem niedrigen Zinssätzen verschuldet. Gleichzeitig profitieren sie mit ihren Einlagen bereits vom gestiegenen Zinsniveau. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis die geldpolitischen Transmissionsmechanismen greifen. Die Refinanzierung der Schulden könnte eine Wende einleiten. Wir werden daher die Bilanzen und Fälligkeitsgrenzen von Schulden genau beobachten.

Unsere Analyst:innen gehen von moderaten Preisanstiegen in den kommenden sechs Monaten aus. Die Lieferketten stehen weiterhin unter Druck – insbesondere in Sektoren wie Industrie und Kommunikationsdienstleistungen. Die Fed hat die Inflation also noch längst nicht im Griff.

Konsum in den USA stützt weiterhin das Wachstum, während die Industrie im Euroraum sich bereits in der Rezession befindet

2. Zinsen bleiben hoch – das birgt Risiken

In der jüngeren Vergangenheit haben die Zentralbanken den Inflationsdruck unterschätzt. Nun scheinen sie aus ihren Fehlern gelernt zu haben. Der Zinserhöhungszyklus mag sich in den USA zwar dem Ende nähern, stark sinkende Zinsen sind allerdings so bald nicht zu erwarten. 

Das höhere Zinsniveau ist mit Risiken verbunden. Immerhin rücken die Fälligkeitsgrenzen vieler Unternehmensanleihen in greifbare Nähe. Unsere Expert:innen rechnen damit, dass die von ihnen analysierten Unternehmen einen Anstieg der Zinsausgaben um 15 bis 25 Prozent zu erwarten haben. 

Angesichts dieser Unsicherheiten gehen wir auch in Bezug auf die USA weiterhin von einer Rezession in den kommenden zwölf Monaten aus. Unsere Analyst:innen sehen eine 60-prozentige Chance für eine zyklische Rezession, bei der die Arbeitslosenquote in den Vereinigten Staaten  auf 4,4 bis 6,5 Prozent steigen könnte.

Zinserhöhungen wirken sich nur wenig auf die effektiven Zinssätze von Unternehmensanleihen aus

3. Licht und Schatten in Asien

Fehlendes Verbrauchervertrauen als Folge der Null-Covid-Strategie wirft einen Schatten auf Chinas wirtschaftliche Erholung. Befeuert wird die Konsumunlust in der Volksrepublik durch die Schwäche des Immobiliensektors, in dem ein Großteil des Vermögens der Menschen gebunden ist. Zur Stärkung des Sektors hat Peking die Hürden für den Erwerb von Wohneigentum gesenkt und die Aufnahme von Hypotheken vereinfacht. Wir gehen davon aus, dass China sein Wachstumsziel von fünf Prozent in diesem Jahr erreichen wird. Lichtblicke sind vor allem die positive Entwicklung des Dienstleistungssektors und die hohen Bankeinlagen, welche die Bevölkerung während der Covid-Beschränkungen angehäuft hat. Deshalb sehen wir weiterhin gute Chancen für chinesische Aktien, die derzeit mit fast historischen Abschlägen gehandelt werden.

Strukturelle Veränderungen rücken Japan als Anlagethema in den Fokus. Die Bank of Japan plant, ihre extrem lockere Geldpolitik zu überdenken. Nach jahrzehntelanger Deflation erlebt der Sparkurs vieler Haushalte einen Umschwung. Es wird mehr konsumiert, was sich in steigenden Unternehmensumsätzen und -gewinnen bemerkbar macht. Gleichzeitig treibt die Börse in Tokio ihre Governance-Reformen voran. Besonders langfristig orientierte Investments dürften vom japanischen Strukturwandel profitieren.

Zusätzlichen Rückenwind erhält Asien durch den Aufstieg künstlicher Intelligenz. Die Region beheimatet einige der größten Halbleiter- und Komponentenhersteller der Welt. Viele von ihnen dürften von der Verbreitung von KI und der zunehmenden Automatisierung profitieren. Weitere Wachstumsimpulse dürften von den steigenden Investitionen in erneuerbare Energien ausgehen.

Umsatz und Gewinn japanischer Unternehmen steigt

Ausblick auf einzelne Anlageklassen

Aktien 
US-Aktien mit KI-Bezug sind die primären Performancetreiber des S&P 500. Die fehlende Breite des Aufschwungs stellt jedoch ein Risiko dar. US-Aktien und Anleihen korrelieren derzeit positiv, was eine Diversifizierung erschwert. 

Europas Wachstumsschwäche und die immer noch vergleichsweise hohe Inflation wirken sich negativ auf die Aktienmärkte aus. Positives Wirtschaftswachstum, kontrollierte Inflation sowie steigende Umsätze und Gewinne sorgen für Lichtblicke am japanischen Aktienmarkt. Auch Indien glänzt mit beschleunigtem BIP-Wachstum, steigenden Investitionen und positiven monatlichen Kapitalströmen – insbesondere bei Small Caps.

Anleihen 
Das steigende US-Haushaltsdefizit wird zur Emission weiterer Staatsanleihen führen. Dies treibt die Erwartungen für einen neutralen Zinssatz in die Höhe und setzt Renditen unter Aufwärtsdruck. Wir haben die Duration bei Anleihen übergewichtet, die in US-Dollar und Euro notieren. Hochzinsanleihen halten wir derzeit für nicht attraktiv, da sie für den Fall einer Rezession zu wenig Risiko-Puffer bieten.

Private Markets 
Das Private-Credit-Segment ist gut positioniert, um dem zunehmenden Druck auf Risikoanlagen standzuhalten. Der Fokus liegt hier auf defensiven Branchen und sie profitieren von ihrer vorrangigen Positionierung an der Spitze der Kapitalstruktur sowie ihrer institutionellen Käuferbasis. Kurz- bis mittelfristig erwarten wir, dass die Ausfallraten von ihren historischen Tiefstständen steigen, sich aber in Grenzen halten werden. Wir gehen davon aus, dass der Fokus auf hohe Qualität bei der Kreditvergabe zu starken Carry-Erträgen bei geringerer Volatilität führen wird – unabhängig vom Zinsniveau und den wirtschaftlichen Auswirkungen der Geldpolitik. 

Immobilien 
Nach Rückgängen von 15 bis 25 Prozent bis zum zweiten Quartal 2023 haben sich die Immobilienwerte stabilisiert. Viele Investoren zögern allerdings noch. Die kommenden 12 bis 18 Monate dürften gute Einstiegschancen für Immobilieninvestitionen bieten – höhere Renditen und robuste Fundamentaldaten versprechen in den kommenden fünf Jahren attraktive Erträge und Kapitalzuwächse. Das ungewöhnliche Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage in Europa sorgt für eine kurzfristige Widerstandsfähigkeit des Markts. Dauerhaft hohe Zinsen könnten aber zum Risiko werden.

Fazit

Die robuste US-Wirtschaft steht auf wackeligen Beinen. Wir halten eine zyklische Rezession für wahrscheinlich. Die restriktive Geldpolitik wird ihren Tribut fordern – aktuell sind viele Unternehmen mit günstigem Kapital versorgt und spüren die höheren Zinsen nur geringfügig. Da das hohe Zinsniveau so bald nicht verschwinden wird, dürften fällige Refinanzierungen die Unternehmen früher oder später unter Druck setzen. Angesichts dieser Gemengelage könnte ein Blick auf Investments in Asien lohnen.

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Stand, soweit nicht anders angegeben: Oktober 2023. MK15760